74123 Multivibrator Test in IC-Testern

Im Gegensatz zu vielen anderen kommerziellen Testern implementiert der Retro Chip Tester bisher keinen Test fĂĽr den 74123, einen „Dual Retriggerable One-Shot with Clear and Complementary Outputs“.

Meiner Meinung nach kann ein solcher Baustein nur dann sinnvoll getestet werden, wenn die notwendigen externen Komponenten auch beschaltet werden, was aber durchweg bei diesen Tests nicht der Fall ist.

Ich habe mir hierzu die Tests von zwei bekannten Testern angesehen: BeeProg2 und TL-866. Beide Tester geben vor diesen Baustein testen zu können und beide Tester verwenden Vektoren, um die Tests zu beschreiben:

Beim BeeProg2 sieht der Test wie folgt aus:

000HL0XG000HL0XV
110HL0XG110HL0XV
010HL0XG010HL0XV
111HL0XG111HL0XV
000HL0XG000HL0XV
101HL0XG101HL0XV

Der TL-866 verwendet ganz ähnliche Vektoren:

000HLLZG000HLLZV
110HLLZG110HLLZV
010HLLZG010HLLZV
111HLLZG111HLLZV
000HLLZG000HLLZV
101HLLZG101HLLZV

Der 74123 enthält zwei Multivibratoren, daher ist die Pinbelegung für den ersten Multivibrator:

Pin 1 = A1
Pin 2 = B1
Pin 3 = CLR1
Pin 4 = /Q1
Pin 13 = Q1
Pin 14 = Cext
Pin 15 = Rext/Cext

Um die Pins leichter identifizieren zu können, wurden die nicht relevanten Informationen aus den Tests entfernt:

BeeProg2:

000H--------L0X- # deaktiviert mit clear, Q1=L, /Q1=H
110H--------L0X- # deaktiviert mit clear, Q1=L, /Q1=H
010H--------L0X- # aktiviert mit clear, Q1=L, /Q1=H
111H--------L0X- # deaktiviert, Q1=L, /Q1=H
000H--------L0X- # deaktiviert mit clear, Q1=L, /Q1=H
101H--------L0X- # deaktiviert, Q1=L, /Q1=H

Cext ist GND
Rext/Cext ist undefiniert (MPU ist auf Eingang geschaltet)

Der Test des TL-866 ist vergleichbar, nur Rext/Cext ist „offen“ (und nicht auf GND):

000H--------LLZ-
110H--------LLZ-
010H--------LLZ-
111H--------LLZ-
000H--------LLZ-
101H--------LLZ-

Cext ist "offen" (MPU ist auf Eingang geschaltet)
Rext/Cext ist mit Pullup nach Vcc

Die Eingänge A1/B1/CLR werden als Enable verwendet. Ein Impuls wird ausgelöst, wenn A1=L, B1=H und CLR1=H… Nur genau diese Kombination ist nicht Teil der obigen Vektoren!

Wenn wir uns die Testvektoren genauer ansehen, stellen wir fest, dass entweder durch die gewählt A/B-Kombination der Baustein immer deaktiviert ist oder in dem einen Fall, wo A/B einen Impuls auslesen könnte, ist CLR aktiviert.

Dabei hat sich hier auch noch ein Fehler eingeschlichen, denn wäre im Schritt davor CLR nicht schon auf „0“ gelegt, wĂĽrde tatsächlich (ungewollt) ein Impuls ausgelöst werden, da die Vektoren von links nach rechts ausgewertet werden und nachdem B angelegt wurde und bevor CLR auf „0“ gelegt wird, u.U. die Eingänge auf einen gĂĽltigen Zustand fĂĽr einen Impuls haben könnten könnten.

Wie gehen die Tester mit den externen Komponenten um? Cext mĂĽsste mit einen Kondensator mit Rect/Cext verbunden werden, Rext mit einem Widerstand nach Vcc. Der Beeprog2 ist Rext/Cext undefiniert (vermutlich ist der Pin an der MPU auf Eingang geschaltet) und legt Cext auf GND, der TL-866 legt zumindest Rext/Cext mit einem Pullup auf Vcc und lässt Cext „offen“ (Pin an der MPU auf Eingang geschaltet).

Hier verhält sich der TL-866 bzgl. Rext/Cext korrekt, da ein Pullup als Rext verwendet wird, bzgl. Cext verhält sich der BeeProg2 korrekt, der Cext auf Masse legt. Wenn schon ohne externe Komponenten getestet wird, dann wäre eine Kombination aus beiden wĂĽnschenswert, also Cext auf GND und Rext/Cext auf „Z“, also per Pullup auf Vcc. Damit wĂĽrde nur der Kondensator fehlen. Durch die fehlende Kapazität sollte der Impuls dann direkt (d.h. fĂĽr ein paar ns) ausgelöst werden. Auf jeden Fall zu schnell, um ihn detektieren zu können.

Die Hauptfunktion dieses ICs besteht darin, für eine bestimmte Zeit einen Impuls auszulösen. Durch den Kondensator und den Widerstand wird die Zeit festgelegt. Die obigen Vektoren zeigen aber, dass weder ein Impuls abgegeben wird, dessen Zeit man messen könnte, noch der Baustein innerhalb seiner Spezifikation betrieben wird.

Einfach ausgedrĂĽckt: Es wird ein wenig an den Eingängen „herumgeklimpert“ und bei keiner Kombination wird ein Impuls ausgelöst, die beiden Ausgänge verändern bei keinem Test-Vektor ihren Zustand.

Mein Fazit: Die in diesen Testern implementieren 74123 Tests machen aus funktionaler Sicht keinen Sinn. Kommentare sind herzlich willkommen.

Update 5.11.2021

Ich bin von einem User auf den ELV-Tester aufmerksam gemacht worden. Dieser verwendet keine vektorbasierte Tests, sondern eine Pascal ähnliche Sprache. Zwar kann auch dieser Tester den 74123 nicht verlässlich testen, aber er löst zumindest einen Impuls aus auf den getestet wird. Danach muss der Zustand innerhalb einer gewissen Zeit wieder zurückfallen. Das ist nicht optimal, aber sehr viel besser als das, was die beiden o.g. Tester als Ergebnis liefern.

Intel 2107 Adapter für Retro Chip Tester erhältlich

Der lang erwartete „Intel 2107“-Adapter ist nun erhältlich. Der bisher vorhandene Test funktionierte nur mit dem Original Intel 2107 verlässlich, mit den alternativen Typen, z.B. MM5280 oder TMS4060, gab es leider oft Probleme.

Die Gerber-Dateien sind bereits veröffentlicht und können von Besitzern des RCTs heruntergeladen werden oder bestellt werden.

Retro Chip Tester hilft bei Apple I Instandsetzung

Der Retro Chip Tester (RCT) wurde kĂĽrzlich bei der Instandsetzung einer der seltenen Apple I verwendet.

BasicGallery, das historische Archiv von BasicNet, schaltete den Apple-I am Freitag, den 15. Oktober, nach dem Austausch von zwei nicht funktionierenden Komponenten ein. Marco Boglione erwarb 2010 den Apple I bei einer Christie’s-Auktion für 157.245 Euro.

Marco Boglione ist ein italienischer Unternehmer und der Gründer und Präsident von BasicNet zu dem die Marken Kappa, Robe di Kappa, K-Way, Superga, Jesus Jeans, Briko und Sebago gehören.

Die Computerausstellung befindet sich in Turin, im ersten Stock von BasicVillage, dem Hauptsitz von BasicNet.

Der vollständige Bericht ist hier zu sehen. Weitere schöne Bilder mit dem RCT – Seite an Seite mit dem Apple I – gibt es hier.

Bilder: basicnet

2107 Adapter Prototyp fĂĽr Retro Chip Tester

Der bisher vorhandene Test funktioniert nur mit dem Original Intel 2107 verlässlich, bei den alternativen Typen, z.B. MM5280 oder TMS4060, gab es leider fast immer Probleme.

Aktuell wird ein Prototyp einer Adapterplatine getestet, mit der auch kompatible IC Typen getestet werden können. Auch wenn der Prototyp bereits funktioniert, wird noch einmal ein neues Platinendesign geben (der Prototyp hat z.B. noch ein paar Jumper/Anschlüsse die nicht benötigt werden).

Die finale Version sollte in drei bis vier Wochen vorliegen. Die Gerber-Dateien sind aber schon veröffentlicht.

Retro: Vom Videospiel zum Brettspiel

Anfang der 1980er sind Videospiele fast ĂĽberall vertreten. Aber die klassischen Weltraum-Action-Shooter werden bald langweilig. SchlieĂźlich geben zwei japanische Spieleentwickler, Namco und Nintendo, den Videospielen ein neues Gesicht: Pac Man und Donkey Kong erobern in kĂĽrzester Zeit die Spielhallen und auf den Erfolg aufbauend entstehen schnell weitere kreative Spiele, wie Frogger von Konami.

Pac Man wird so bekannt, dass es das erste Videospiel wird, welches eine Flut von Fan-Artikeln mit sich zieht: T-Shirts, Jacken, Sweater, Kaffeetassen, Stofftiere, Bettlaken, Frühstücksflocken, Brettspiele, Bücher, Handtücher… alle mit Pac-Man Aufdruck.

Gerade die Brettspiele sind kurios: Ist es heute eher so, dass erfolgreiche Brettspiele auch als Computerspiel umgesetzt werden, war es hier umgekehrt, man versuchte das Spielkonzept als Brettspiel zu vermarkten. Herausgekommen ist eine Art Mensch ärgere Dich nicht mit Pac Pan oder Mario.

Mehr ĂĽber Pac Man und Mario gibt es in diesem Beitrag zu erfahren.

Bild des Tages: Der Megachip U61000

Der 1 MBit DRAM – U61000 – wurde ab 1986 im VEB Mikroelektronik Dresden (ZMD) des VEB Carl Zeiss Jena in der ehemaligen DDR entwickelt. Ab 1990 sollte er serienmäßig gefertigt werden.

Technisch war der U61000 ein DRAM vom Typ 511000 und wurde in CMOS-Technologie mit 1,2 µm Strukturbreite hergestellt. Die ersten Muster wurden am 12. September 1988 an Erich Honecker übergeben. Für deren Entwicklung wurde das Kollektiv des Forschungszentrums 1988 mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet.

Auf der ZMD-Pilotlinie wurden 1988 rund 5.000 Muster des U61000 gefertigt. 1989 folgten weitere 30.000 ICs mit einer Ausbeute von nur bis zu 20%.

Das Bild oben zeigt ein IC vom März 1990 (Datecode A3).

Bild rechts: Bundesarchiv, Bild 183-1988-0912-400 / Franke, Klaus / CC-BY-SA 3.0

Vater des ZX Spectrum – Sir Clive Sinclair – im Alter von 81 Jahren verstorben

Sir Clive Sinclair, der britische Erfinder und Unternehmer, dem wir nicht nur so bekannte Computer wie den ZX81 und ZX Spectrum zu verdanken haben, sondern auch kuriose Erfindungen wie das batteriebetriebene Dreirad „C5“, Mini-Radios und Mini-TVs, ist gestern morgen, am 15.9.2021, nach langer Krankheit zu Hause in London im Alter von 81 Jahren verstorben.

Viele bekannte Personen sprachen bereits Ihr Beileid aus. Elon Musk, Chef von Tesla und SpaceX, twitterte „RIP, Sir Sinclair. Ich habe diesen Computer geliebt.“

Von seinen eigenen Erfindungen machte Sir Clive Sinclair jedoch keinen persönlichen Gebrauch. So habe er nie einen Taschenrechner besessen, sondern immer einen Rechenschieber bei sich gehabt. Er beschäftigte sich auĂźerhalb seiner Erfindungen mit Poesie, Marathonläufen und Poker. Er trat in den ersten drei Staffeln der Fernsehserie „Late Night Poker“ auf und gewann das erste Staffelfinale des Ablegers „Celebrity Poker Club“ und besiegte Keith Allen.

Er hinterlässt seine Tochter Belinda und seine Söhne Crispin und Bartholomew, fünf Enkel und zwei Urenkel.

Mehr ĂĽber Sir Clive Sinclair in diesen Artikel.