Timex

Timex (USA)

Anfang der 80er Jahre ist der größte Markt für Computer in den USA und dieser ist auch der wichtigste Markt für die meisten Computerhersteller. Obwohl Sinclair den ZX81 und ZX-Spectrum einige Zeit in den USA per Versand verkauft, werden die Computer von Sinclair dort erst richtig erfolgreich, als Sinclair mit Timex eine Kooperation eingeht. Das amerikanische Großunternehmen ist schon jetzt Sinclairs Hauptfabrikant für ZX81 und ZX-Spectrum Computer mit seinen Anlagen in Dundee, Schottland. Sinclair verkauft bis Juni 1981 ca. 18.000 bis 20.000 ZX81 im Monat in den USA, mehr als Tandy, Apple und Commodore zusammen, aber Sinclair hat mit Qualitätsproblemen zu kämpfen, läuft doch nur jeder dritte Rechner problemlos. Da ihnen ein Verlust von $14 Mio Dollar vorausgesagt wird, ist ein Zusammenschluss mit Timex der logische Ausweg und führt dazu, dass Timex vier lizenzierte Clones in der Zeit von 1981 bis 1984 produziert.

Der TS1000

TS 1016 TS 1000Der erste dieser Clones ist der TS1000, der ein ZX81 mit 2KByte RAM ist und im Juli 1982 erscheint. Ursprünglich wird ein original ZX81 Board in einem leicht veränderten Gehäuse verwendet. Knapp 550.000 Geräte werden im ersten halben Jahr verkauft und das obwohl die dringend notwendige RAM-Erweiterung anfangs nicht in größeren Zahlen geliefert werden kann.

Der TS2000

Ende 1982 besucht der Timex Vizepräsident Bill Skyrme (später der Präsident von Psion), ein Timex-User Treffen in San Francisco. Mit Hilfe einer Fragebogenaktion will er herausfinden, was Timex als nächstes produzieren soll. Auf dem Treffen zeigt er auch den Prototyp des Timex Sinclair 2000, einen ZX-Spectrum im silbergrauen Gehäuse. Dieser wird aber Aufgrund des TS1500 doch nicht hergestellt.

Der TS1500

TS 1500 Timex kündigt Anfang 1983 den TS2016 an, der aber wegen des zweiten Clones, dem TS1500, TS 1510 einen ZX81 Clone mit 16KByte RAM, der Juli 1983 erscheint, fallen gelassen wird. Das Gehäuse des TS1500, das dem des ZX-Spectrum sehr ähnelt, wird ursprünglich für den TS2000 entworfen. Der Command Cartridge Player TS1510, der zum ZX81, TS1000 und TS1500 kompatibel ist, erlaubt die Benutzung von Software-Cartridges. Timex produzierte u.a. folgende Module: 07-9001 Supermath, 07-9002 States & Capitals, 07-9003 Chess und 07-9004 Flight Simulator.

Der TS2048

Der dritte Clone, der im November 1983 auf den Markt kommt, ist der TS2048, ein erweiterter ZX-Spectrum 16K. Er verfügt über neue Grafikmodi, ein eingebautes Kempston-Interface und 48KByte RAM.

Der TS2068/TS2072

TS 2068 1983 wird ein Prototyp des TS2068 entwickelt. Dieser wird aber aufgrund des im November 1983 erscheinenden TS2072, einen erweiterten ZX-Spectrum 48K, eingestampft. Ursprünglich soll dieser auch unter dem Namen TS2072, wegen des 72KByte großen Speichers (48KByte RAM und 24KByte ROM), verkauft werden; er wird dann aber umbenannt und erscheint als TS2068.TS 2068 Der TS2068 besitzt drei interne Speicherbänke, jede mit maximal 64KByte RAM: Die Home-Bank, die ExRom-Bank und die Aros-Bank (auch bekannt als „Command Cartridge Dock“). Diese Bänke können in 8 KByte Blöcken, den „Chunks“, zerteilt werden, die zwischen den Bänken ausgetauscht werden können, um so mehr RAM und ROM zur Verfügung zu stellen. „Chunk 3“ ist reserviert für das System, weswegen der Cartridge Dock auch nur 56 KByte erlaubt.

TS 2060 Die Timex Ingenieure entwickeln für den 2068 noch die BEU (Bus Expansion Unit, TS2060). Diese erlaubt sogar bis zu 253 weitere 64 KByte Bänke, was bis TS 2020 zu eindrucksvollen 16MByte RAM bedeutet. Die BEU besitzt auch Anschlüsse für den Drucker TS2040, den Kassettenrekorder TS2020, Floppylaufwerke und Microdrives. Leider wird die BEU nicht mehr in Serie gebaut. Außerdem wird noch ein 9-Nadeldrucker (ein Mannesman-Tally Spirit 80 im silbergrauen Gehäuse), Microdrives (wie die vom ZX-Spectrum, nur in Silber) und die TS2065 Expansions-Bay (nur vier gebaute Prototypen) entwickelt. Bis auf einige Photos, wird von diesen Geräten aber nichts veröffentlicht.

TS 2040 Es soll auch noch ein TS3068 entwickelt werden. Dieser 16Bit-Computer mit Motorola CPU soll 1 MByte RAM haben, virtuellen Speicher, 256 Farben und hochauflösende Grafik. Das Betriebssystem soll TS2068 und Spectrum Programme laufen lassen, aber erst 16 Bit-Programme sollen den Rechner voll ausreizen. An angestrebte Preis für diesen Computer: $199.95. Mehr Daten werden leider nicht mehr bekanntgegeben bevor Timex sich 1984 vom Heimcomputermarkt zurückzieht. Angeblich sind vom TS3068 sogar drei Prototypen gebaut worden.

TC 2050 Kurz bevor Timex die Produktion einstellt, wird noch das lang erwartete Modem TS2050 entwickelt. Dieses 300bps Modem wird zwar nicht mehr von Timex verkauft, aber der Hersteller des Modems Westridge Communications, eine Abteilung von Anchor Automation, verkauft es schließlich als Westridge 2050. Die Software wird auf Kassette mitgeliefert: Auf Seite 1 befindet sich das „Smart Terminal I“ für den TS1000/1500 und auf Seite 2 „Smart Terminal II“ für den TS2068. Der Anschluss erfolgt am Userport der Rechner. Da im Modem aber eine normale RS232-Schnittstelle eingesetzt wird (UART 8251), kann man das Modem auch dafür verwenden, andere Peripherie an die Rechner anzuschließen.

Das Ende

1984 zieht sich Timex USA vom Heimcomputermarkt zurück, obwohl dieses ein sehr lukrativer Markt ist. In Portugal stellt Timex die gesamte Produktion erst später ein und selbst dann wird der TS1000 noch weiter hergestellt, da sie unter Vertrag mit einem Kältetechnikunternehmen stehen, die diesen Rechner (ohne Gehäuse) für deren Kontrolltechnik einsetzen. Der TS1000 wird noch über drei Jahre produziert, nachdem Timex die Heimcomputer-Abteilung aufgelöst hat.Timex bleibt aber in der Computerbranche. 1989 wird z.B. ein Fahrradcomputer entwickelt, der auch als Armbanduhr dient. 1994 entwickelt Timex zusammen mit Microsoft eine Armbanduhr, die Telefonnummern, Aufgabenlisten und fünf Alarme speichern kann. Programmiert wird diese Uhr über den Computermonitor und einer kleinen Photodiode, die im Gehäuse der Uhr untergebracht ist.

Timex (Portugal)

TC2068 und TC2048

TC 2068 Timex Portugal entscheidet sich 1985, nachdem sich die Timex Computer Corp. in den USA vom Computermarkt zurückgezogen hat, dafür, die Timex Computer in Portugal zu verkaufen. Portugal TC 2010 gehört zu den wenigen europäischen Ländern, die Timex aufgrund eines Abkommens mit Sinclair, mit Rechnern beliefern darf. An dem TS2068 werden einige Modifikationen durchgeführt, darunter ein neuer SLCD-Chip für PAL-TV, der Sound wird nun auch über den Fernseher wiedergegeben, und ein geänderter Expansions-Slot, der nun Spectrum und TC2048 kompatibel ist. Aufgrund der 9V-Spannungsversorgung, wird der TC2068 auch nicht mehr so heiß wie der TS2068 und das FDD und FDD3000 können auch direkt angeschlossen werden.

TT 3000 Emulator Cartridge Der TC2068 ist voll Software-kompatibel zum TS2068 und wird in einem silbernen oder schwarzen Gehäuse geliefert, wobei die schwarzen TC2068 für den Export nach Polen bestimmt sind. Später gibt es von Timex Portugal noch ein Spectrum Emulator Cartridge, das ein TC2048 ROM beinhaltet und das BASIC 64, das den 512×192 Pixel-Modus unterstützt.

TC 2048 Da der TS2068 nicht 100% kompatibel zum ZX-Spectrum ist und mit dessen Software deshalb einige FDD Probleme hat, entscheidet sich Timex Portugal dafür, einen neuen Rechner herzustellen, den TC2048. Dieser hat den SLCD vom TC2068 und ein modifiziertes Spectrum ROM. Sie entwickeln auch ein Floppy-Disk Interface und das Timex Operating System (TOS). Nach Veröffentlichung des Diskettenlaufwerks FDD-3000, kann er auch mit CP/M arbeiten.

Die Rückkehr des 2068

1985 kontaktiert Bob Dyl von der English Micro Connection Timex Portugal, um dort Netzteile für ihr neues Diskettenlaufwerk und den TS2068 einzukaufen, die beide schon einige Monate in England verkauft werden. Dort erfährt er von António Gomez, dem Geschäftsführer von Timex Portugal, dass sie selbst dabei sind den TS2068 in den USA zu vermarkten.TS 2090 Obwohl Timex USA die Produktion des 2068 zuvor eingestellt hat, bringt Timex Portugal diesen 1986/87 nun wieder auf den dortigen Markt. Der alte Timex/Sinclair 2068 wird umbenannt in Timex 2068 (Spitzname: Silver Avenger) und verfügt nun über ein komplett neu entworfenes Board, das nun 9V Versorgungsspannung, anstelle der 15V des alten Modells, bekommt. In den Cartridge-Port steckt eine ZX-Spectrum Emulator Platine und der Userport entspricht dem des original Spectrum. Dieser Rechner ist praktisch ein ZX-Spectrum im Gehäuse und einigen Features des TS2068.

TC3256

Einen weiterer Rechner von Timex Portugal ist der TC3256. Dieser besitzt eine Z80A CPU, die über 256KByte RAM (48KByte Arbeitsspeicher und 208KByte RAM-Disk) verfügt. Im 64KByte großen ROM sind 16KByte BASIC, 16KByte Timeword-Textverarbeitung, 16KByte Timex Extended Basic (TENET, Disk und RAMdrive) und 16KByte CP/M Terminal-Emulator untergebracht. Der Rechner besitzt fünf verschiedene Betriebsmodi:

  1. BASIC – Der Spectrum Modus
  2. TIMEWORD – Textverarbeitungsmodus mit 80 Zeichen/Zeile, der die RAM-Disk, FDD oder Cassette zum Speichern der Daten benutzt
  3. Terminal CP/M – Dieser Modus sollte den TT3000 ersetzen und benutzt die FDD3000 im CP/M Modus
  4. Disk Start – Gibt dem Entwickler 64KByte freien Speicher ab Adresse H0000
  5. Cartridge – Software wird von Cartridges geladen

Ein weiteres Highlight ist die Netzwerkfähigkeit: Das TEMET (Timex Educational NETwork). Dieses Netzwerk erlaubt bis zu 25 Stationen mit einer maximalen Entfernung von 100 Metern. Drucker und FDD können gemeinsam genutzt werden; ein Nachrichtendienst ist ebenfalls vorhanden. Das Timex Extended BASIC besitzt spezielle Kommandos, um die neuen Features, wie den 512×192 Hi-Res Modus, auch voll auszureizen. Timex Portugal stellt die Produktion von Computern leider ein, als der TC3256 auf den Markt kommen soll.

Bis 1987 läuft die Produktion in Portugal recht gut. Funktioniert in der schottischen Fabrik gerade einmal einer von drei Rechnern, ist es in Portugal gerade mal einer von 1000, der nicht funktioniert. Da sich massive Entlassungen in Schottland ankündigen, verhandelt Margaret Thatcher mit Cavaco Silva und vereinbart einen Transfer von Know-How, Projekten, Kunden und Material, kurzum einfach allem, von Portugal nach Schottland – aber ohne die portugisischen Angestellten. Aber auch diese Fabrik in Dundee (Schottland) wird schließlich geschlossen. In Portugal stellt Timex gegen Ende 1987 die gesamte Produktion ein und stellt nur noch einige TS1000 für ein Kältetechnikunternehmen als Steuercomputer her. Der TS1000 wird noch über drei Jahre produziert, nachdem Timex die Heimcomputer-Abteilung aufgelöst hat.

Es scheint, als ob Timex USA eifersüchtig auf das portugiesische Schwesterunternehmen gewesen ist. Timex Portugal ist zu diesem Zeitpunkt ziemlich unabhängig von der Timex Gruppe. Sie produzieren, entwerfen und reparieren das gesamte Equipment und sogar CP/M wurde in Portugal angepasst. So scheint es dem amerikanischen Ableger gerade Recht zu kommen, dass Timex Portugal geschlossen wird.

So ist der TC2048 der einzige Sinclair/Timex Rechner, der jemals in Portugal hergestellt wurde. Insgesamt verkauft Timex Portugal ganze 700.000 TC2048 an Polen und unzählige in Portugal und andere Länder.