RadioShack

Die Vorgeschichte

Die Geschichte von Tandy geht bis in das Jahr 1919 zurück. Bei einem Treffen beschließen die beiden Freunde Norton Hinckley und Dave Tandy, die beide in derselben Lederfabrik in Dallas gearbeitet haben, ihre Mittel zusammenzulegen, um ihre eigene Schuhfabrik in Fort Worth zu gründen. Die Hinckley-Tandy Leather Company startet mit einem Kapital von gerade mal $10000 (je $5000 von Tandy und Hinckley).

Charles D. Tandy Das Unternehmen wächst mit den Jahren und bis zum zweiten Weltkrieg ist die Firma ein Großhandelsunternehmen. Nach Ende des Kriegs tritt Dave Tandys Sohn, Charles D. Tandy, dem Familienunternehmen bei. 1950 teilt sich die Firma auf und die Tandy Leather Company ist geboren. Nach Beendigung seiner Wehrpflicht, eröffnet Charles Tandy zwei Geschäfte für Lederwaren. Das ist der Anfang eines erfolgreichen Einzelhandelsunternehmen und Bestellhandel und wächst bis zu einem Umsatz von 8 Millionen USD.

1955 wird die Tandy Leather Company an die Aktiengesellschaft American Hide & Leather Company verkauft. Die Tandy-Gruppe bekommt auch die Kontrolle über das Management des neuen Unternehmens, das seinen Namen in nun General American Industries geändert hat. Charles Tandy wird der neue Vorsitzende. 1960 zieht der Firmensitz nach Fort Worth und der Name ändert sich in Tandy Corporation. Damit ist Charles Tandy einer der wenigen Männer, deren Name auf Aktien der New-Yorker Börse zu finden ist.

Wandel in eine Elektronikfirma

RadioShack Im Jahre 1921 eröffnet in Boston ein kleines Rundfunkgeschäft mit Namen RadioShack, das 1940 seinen ersten Katalog herausbringt. 1954 bringt die kleine Firma einen FM Empfänger für $39,95 und einen AM Empfänger für $29,95 auf den Markt. 1959 erscheint für $29,95 ein Transistor-Radio (das ist gerade mal die Hälfte von dem, was vergleichbare Geräte derzeit kosten). RadioShack ist vier Jahre später bankrott.

TRS-80 Modell I

1963 kauft die Tandy Corporation die kleine bankrotte Firma aus Boston auf, die derzeit über gerade mal neun Geschäfte und einen Versandhandel verfügt. Von dort an wird aus Tandy langsam ein Elektronikunternehmen. 1972 stellt RadioShack seinen ersten voll elektronischen Taschenrechner EC-100 für $129,95 vor.

TRS-80 Modell I 1976 bricht der CB Markt, der Hauptgeschäft von RadioShack, zusammen und Tandy schaut sich nach einem neuen Produkt um. Zur gleichen Zeit bestellen einige Ingenieure von Tandy den MITS Altair 8800. Ohne Tastatur und Monitor sieht der Altair nach nicht besonders viel aus, aber es ist ein vollwertiger Computer, den viele kaufen. So entscheidet John Roach, ein Direktor bei Tandy, dass dieser einen Blick wert ist. Nachdem die Idee, ebenfalls einen Bausatz wie MITS anzubieten, verworfen wurde, entscheidet sich das Team dafür, etwas anzubieten, was zuvor keine andere Firma gemacht hat: Einen komplett aufgebauten Rechner mit Tastatur, Monitor, Prozessor, Speicher und Programmiersprache. Tandy stellt Steve Leininger, ein Mitglied des Homebrew Computer Club, an, um den neuen Rechner zu entwickeln, der später zum TRS-80 Modell I wird. Bis jetzt weiß noch niemand, ob der Rechner ein Erfolg wird – niemand außer Leininger. In einem Treffen mit John Roach, Charles Tandy und Lewis Kornfeld, Präsident von RadioShack, diskutieren Tandy und Kornfeld was mit 3000 Computern zu machen sei, wenn dieser ein Reinfall wird. Aber Leininger entgegnet nur, dass er über 50.000 verkaufen könne.

Am 3. August 1977 erscheint dann mit dem TRS-80 Modell I der erste Computer von RadioShack fast unbemerkt von der Presse auf den Markt. Schon bald darauf ist RadioShack mit Bestellungen überflutet und ausgebucht für die nächsten Monate. Im ersten Jahr werden 55.000 Stück verkauft.

Der TRS-80 kostet $599 und wird fertig aufgebaut und getestet ausgeliefert, im Gegensatz zu den vielen Selbstbaumodellen in dieser Zeit. Der TRS-80 benutzt eine Zilog Z80 CPU und verfügt über 4 bzw. 16KByte RAM. Es werden über 200.000 TRS-80 Computer in den nächsten vier Jahren verkauft.

TRS-80 Modell II

TRS-80 Das Modell II wird im Mai 1979 vorgestellt und ist der erste Bürocomputer von Tandy. Dieser besitzt einen schnelleren Z80 Mikroprozessor und ein 8″ Diskettenlaufwerk mit mehr Speicher. Die Tastatur steckt in einem eigenen Gehäuse, das vom Aussehen her dem TRS80-Model I ähnelt, und ist mit dem System über ein ca. 50 cm langen Kabel verbunden, das in einem 5-poligen DIN-Stecker endet. Das Gehäuse hat unten eine entsprechende Aussparung, in die die Tastatur ca. 1 cm weit eingeschoben werden kann, so dass sich das Bild eines kompakten Gerätes ergibt (wie es damals eher üblich war, siehe CBM-Systeme).

Optional kann eine Erweiterungsbox für drei weitere 8″ Laufwerke angeschlossen werden. Dazu wird einfach der 50-polige Bus nach außen geführt. Wenn keine Erweiterung angeschlossen ist, muss dieser Bus durch einen speziellen Stecker terminiert werden. Ansonsten bietet das System einen Druckeranschluss nach Centronics-Norm (der allerdings als Pfostenbuchse herausgeführt ist), sowie zwei serielle Schnittstellen in Form von DB25-Buchsen.

Der TRS-80 Modell II verwendet einen passiven Bus mit Steckkarten, die die entsprechenden Baugruppen enthalten. Als Mindestausstattung gehört dazu die Prozessorkarte, eine Speicherkarte, eine Grafikkarte sowie der Floppy-Controller. Neben diesen 4 Steckplätzen bleiben dann noch weitere 4 Steckplätze für Erweiterungen frei.

Die Prozessorkarte

Auf der Prozessorkarte befindet sich die Z80A CPU, das ROM mit dem Bootstrap-Loader und eine Z80A DMA, ein Z80A CTC sowie eine Z80 SIO. Die CPU arbeitet mit einem Takt von 4 MHz. Der 50-polige Anschluss stellt die Verbindung zu den beiden seriellen Schnittstellen her, während an einem kleinen 3-poligen Anschluss ein Kabel angeschlossen wird, das zu einer Power-LED und dem Resetschalter an der Frontplatte führt.

Die Speicherkarte

Die Speicherkarte ist mit 64 KB dynamischem RAM bestückt. Es werden 32 Bausteine in 4 Bänken verwendet. Dies ist auch der Maximalausbau, da das System laut Dokumentation kein Bankswitching unterstützt. Statt der 64KB-Karte gibt es auch Karten mit 32 KB, von denen dementsprechend maximal 2 eingebaut werden konnten. Später gab es trotzdem Karten, die den Speicher auf 256 Kbyte erweiterten. Zwar konnte CP/M 3 mit dem Speicher nicht viel anfangen, wohl aber eigene Assembler-Programme.

Die Grafikkarte

Die Grafikkarte steuert zum einen den eingebauten Bildschirm an, dient aber auch dem Anschluss der Tastatur. Die Verbindungen werden über die beiden Pfostenleisten am oberen Ende hergestellt. Als Grafikchip findet der 6845 Verwendung. Das System ist nicht grafikfähig, wenn man von den Pseudografikzeichen absieht, mit denen immerhin Linien und Rahmen erstellt werden können. Aber auch hier gab es später Lösungen, wie eine Grafikkarte, die 640×480 Pixel als Overlay über den Textbildschirm darstellen konnte.

Der Disketten-Controller

Auf dieser Karte befindet sich der Controller für die 8″ Floppy sowie der parallele Druckerausgang. Das Diskettenlaufwerk wird von einem FD1791-Controller gesteuert und über den 50-poligen Shugart-Bus angeschlossen. Der Controller kann bis zu 4 Diskettenlaufwerke mit je 500 KB ansprechen. Für die Druckerschnittstelle befindet sich eine Z80A PIO auf der Karte. Der Anschluss an die am Gehäuse befestigte Buchse erfolgt über eine 34-poligen Platinenverbinder.

Obwohl die Karten vom Format her den S100-Karten entsprechen, handelt es sich bei dem verwendeten Bus um eine Tandy-spezifische 80-polige Ausführung.

TRS-80 Modell III, TRS-80 Modell 100, CoCo I

TRS-80 Modell III Color Computer I Der TRS-80 Modell III ist Tandys zweiter Personalcomputer und erscheint im Juli 1980. Einer der Gründe für die Entwicklung dieses Modells ist, dass das Modell I die Anforderungen der FCC nicht erfüllt. Das Modell III wird in einem Gehäuse zusammen mit Monitor, Diskettenlaufwerk, Netzteil und mit einem Expansionsinterface ausgeliefert. Der Z80 Prozessor wird mit 2,03 MHz schneller getaktet als der seines Vorgängers und auch das Kassetteninterface ist beschleunigt und kann jetzt Daten mit 1500 Baud übertragen.

TRS-80 Modell 100 Im gleichen Jahr erscheint auch der Tandy TRS-80 Color Computer (CoCo). Der CoCo I wird 1980 vorgestellt und verfügt über einen Motorola MC6809E Mikroprozessor (0,895MHz Takt) mit 4KByte RAM. Er kann 16 Farben auf einen herkömmlichen Fernseher darstellen und speichert Daten auf einen Kassettenrekorder. Ausgestattet mit einem Cartridge-Slot kostet er $400. 1980 entwickelt Tandy auch den transportablen TRS-80 Modell 100, der über fünf eingebaute Programme und ein eingebautes Modem verfügt.

TRS-80 Modell 4, CoCo II, Tandy 2000

TRS-80 Modell IV Im April 1983 erscheint das Modell 4 aus der TRS-80 Serie in drei Versionen. Das Modell 4 hat 64 bzw. 128KByte RAM und ein einseitiges 5,25″ Diskettenlaufwerk mit double-density Aufzeichnung. Er kann jetzt 80 Zeichen/Zeile darstellen und besitzt über ein verbessertes DOS. Modell 4D ist ein 4er mit zwei Diskettenlaufwerken und das Modell 4P ist ein transportabel. Die Modelle 2, 16, 12, 16b und 6000 sind alles Bürocomputer und verfügen als Hauptunterschied zu den anderen Modellen über ein 8″ Laufwerk.

Color Computer II Ebenfalls 1983 wird der CoCo II auf den Markt gebracht, der praktisch nur eine Neuauflage (höhere Integration und stärkeres Netzteil) des CoCo I ist und nun über 16 bzw. 64KByte RAM verfügt. Eine Besonderheit ist, dass auf ihm bereits OS9, ein Realtime, Multiuser und Multitasking Betriebssystem läuft. Dragon Data bringt mit dem Dragon 32 einen Heimcomputer heraus, der fast die gleiche Hardware wie der CoCo II besitzt. Mit dem MC-10 erscheint 1983 auch noch eine kleinere Ausgabe des Color Computer.

Ende des Jahres, im November, bringt Tandy den Tandy 2000 heraus, auf dem zwar MS-DOS läuft, aber nicht IBM-PC Color Computer MC-10kompatibel ist. Der 2000er arbeitet mit der 80186 CPU, die schneller ist als die 8088 in den normalen PCs. Weiterhin verfügt der 2000 über eine hervorragende Grafikauflösung von 600×400 Pixeln in 16 Farben und ein 720KByte 5,25″ Diskettenlaufwerk. Zu dieser Zeit wird alles standardisiert und der 2000 wird hauptsächlich wegen seiner fortschrittlichen Features ein Flop.

TRS-80 Modell 1000

Der erste 100% IBM kompatible PC, der Tandy 1000, wird 1984 vorgestellt. Er wird zum bestverkauften Rechner aller Zeiten. Trotzdem sind die glorreichen Tage der Modelle I-IV vorbei.

CoCo III

Color Computer IIIDer CoCo III wird 1986 auf den Markt gebracht. Er verfügt über eine große Anzahl von Verbesserungen, u.a. ist die Taktfrequenz doppelt so hoch (1,7MHz) und die CPU wurde passend dazu gegen eine Motorola 68B09E ausgetauscht. Weiterhin ist er nun mit 128KByte RAM und dem Extended Color BASIC v2.0 ausgestattet. An den neuen RGB Ausgang kann nun auch ein Monitor angeschlossen werden. Der CoCo besitzt auch einen seriellen Port, Audio und zwei Joystick Anschlüsse.

Seit 1963 wurden aus den neun Geschäften von RadioShack über 6900 alleine in den USA mit einem Umsatz von über 3,2 Milliarden USD. Anfang 2000 ist die Tandy Corporation eines der größten Hersteller von Unterhaltungselektronik, mit einem jährlichen Umsatz von über 5 Milliarden USD und 7000 Geschäften weltweit.

1999 schließen sich Microsoft und RadioShack für eine Großoffensive im Internet zusammen, indem Microsoft in den neugegründeten Web-Store der Elektronikkette mehr als 100 Millionen Dollar investiert und über sein MSN-Portal bewirbt. Als Gegenleistung soll RadioShack spezielle Microsoft-Stores einrichten, in denen Kunden direkt Verträge für MSN abschließen können.

Im Mai 2000 lässt das Unternehmen das „Tandy“ aus dem Firmennamen entfernen und modernisiert das Firmenlogo. Ab sofort nennt sich das Unternehmen nur noch RadioShack und ändert seine Firmenausrichtung: War das Sortiment bisher auf Elektronik und DIY (Do-it-yourself) ausgerichtet, möchte RadioShack jetzt auf dem Mobilfunkmarkt tätig werden.

RadioShack ist 2009 Hauptsponsor des Radsportteams Team RadioShack, das im Sommer 2009 um den ehemaligen Tour-de-France Gewinner Lance Armstrong gegründet wird. Zum Saisonbeginn 2012 fusioniert das Team mit dem luxemburgischen Team Leopard Trek zum Team RadioShack-Nissan.

Da in den 2000er Jahren ein regelrechter Verdrängungswettbewerb im Online-Handel und insbesondere dem Mobilfunkmarkt herrscht, versucht RadioShack ab 2010 wieder verstärkt DIY-Kunden mit Arduino Computer und Zubehör anzusprechen, ist aber wenig erfolgreich darin.

Der Aktienkurs fällt 2013 um 86 Prozent, was erste Spekulationen um eine Insolvenz aufkommen lässt. Im März 2014 muss RadioShack ca. 1000 Filialen aufgrund immer weiter gestiegenen Verluste schließen.

Am 5. Februar 2015 muss RadioShack mit seinen ca. 27.000 Mitarbeitern Insolvenz nach Chapter 11 anmelden, wobei 2400 der US-Filialen an eine Tochterfirma des New Yorker Hedgefonds Standard General verkauft werden sollen. Das Mobilfunkunternehmen Sprint Corporation soll in Lizenz mehr als 1700 Filialen weiterführen. Was mit den restlichen Filialen, ca. einhundert Filialen in Mexiko und über 1000 im Rest der Welt, geschieht, ist noch unklar. Spekulationen gehen auch von einer möglichen Beteiligung Amazons aus, das damit den Sprung aus dem Online-Handel in den klassischen Einzelhandel wagen könnte.

Danksagungen & Links
Einige Bilder und Informationen stammten aus folgenden Quellen:

Tandy Corporation