50 Jahre nach der Gründung von Microsoft hat Bill Gates den vollständigen Quellcode von Altair BASIC veröffentlicht, jener Software, die 1975 den Startschuss für den Tech-Riesen gab. Gates schrieb den Code zusammen mit Monte Davidoff auf einen 8080-Emulator, der von Paul Allen programmiert wurde – laut Gates „der coolste Code“, den er je geschrieben habe. Veröffentlicht wurde er jetzt in einem 157-seitigen PDF, begleitet von Gates’ persönlichen Erinnerungen an die Entstehung.
Altair Basic war Microsofts erstes Produkt, das im Sommer 1975 ausgeliefert wurde und Gates sowie Allen erstmals eigenes Geld einbrachte – damals noch unter dem Namen „Micro-Soft“. Die Software entstand unter enormem Zeitdruck: Nachdem Gates im Januar 1975 vom Altair 8800 in der Zeitschrift Popular Electronics las, erkannte er die bevorstehende PC-Revolution und wollte Teil davon sein. Innerhalb weniger Wochen schrieben sie den Code, teilweise sogar auf dem Weg zur Präsentation beim Hersteller MITS, ohne sicher zu sein, ob er überhaupt funktioniert. Dennoch war die Vorführung ein Erfolg, MITS lizenzierte die Software, und im Juni 1975 wurden die ersten Geräte mit Altair Basic ausgeliefert.
Eine große Herausforderung war der begrenzte Speicher: Mit nur 4 Kilobyte mussten sie arbeiten, da Zusatzspeicher teurer war als der Computer selbst (ca. 400 US-Dollar als Bausatz). Gates beschreibt die Optimierung des Codes als „spaßige Herausforderung“ und nutzte verschiedene Techniken, um Speicherplatz zu sparen. Obwohl sie MITS gegenüber behaupteten, der Code sei fertig, war er es nicht – ein riskanter Bluff, der sich aber auszahlte. Gates findet das Ergebnis bis heute beeindruckend und sieht darin den Ursprung späterer Microsoft-Erfolge.
Zusätzliche interessante Fakten:
Der Altair 8800, entwickelt von Ed Roberts, war der erste kommerziell erfolgreiche Heimcomputer und löste eine Welle von Hobbyisten aus, die eigene PCs bauen wollten. Ohne Software wie Altair Basic wäre er jedoch kaum nutzbar gewesen.
Altair Basic war nicht nur ein technischer Durchbruch, sondern auch ein Meilenstein für die Demokratisierung der Technologie: Es war eine der ersten Programmiersprachen, die auch Nicht-Experten nutzen konnten, und kostete als Lizenz etwa 150 US-Dollar – viel für die damalige Zeit, aber erschwinglich für Enthusiasten.
Gates brach sein Mathematik- und Informatikstudium an Harvard ab, um sich voll auf Microsoft zu konzentrieren, was seine Überzeugung von der Bedeutung der PC-Revolution unterstreicht. Paul Allen hatte Harvard bereits früher verlassen und arbeitete bei Honeywell, als die Idee entstand.
Die 4-KB-Beschränkung zwang Gates zu kreativen Lösungen, wie das Weglassen eines Zeileneditors im ersten Release, was Nutzer zwang, Programme zeilenweise einzugeben – ein Detail, das die Ära der frühen Computer greifbar macht. Spätere Versionen boten 8 KB oder mehr.
Ein kurioser Fakt: Der ursprüngliche Code wurde auf Lochstreifen ausgeliefert, einer damals gängigen Methode zur Datenspeicherung, die Gates und Allen mit einem Teletype-Gerät einlasen.
Links: