Camputers

Camputers Ltd.

Richard Greenwood

In den 1960er beginnt Richard Greenwood seine Karriere mit einer Ausbildung bei Pye Electronics in Cambridge. In dieser Zeit lebt er in einer Wohngemeinschaft mit Geoff G. Sore, der ebenfalls als Auszubildender bei Pye Electronics arbeitet.

Im Juli 1977 gründet Greenwood seine erste eigene Firma GW Draughting Services (GWDS), die als Auftragsfertiger Platinen entwirft und fertigt. Die Platinen werden in der damals üblichen Fertigungstechnik mit rotem und blauem Klebebändern auf Klarsichtfolie meistens im Maßstab 2:1 entworfen und dann fotografisch auf die korrekte Größe verkleinert. Eine zeitraubende und mühsame Arbeit, da die Wege aller Leiterbahnen per Hand bestimmt werden müssen. Ab dem Oktober 1979 konzentriert sich Greenwood immer mehr auf den Entwurf von Platinen, so dass der Zusatz „Draughting“ im Firmennamen schließlich durch „Design“ ersetzt wird.

Auch Sore verlässt Pye Electronics und arbeitet eine Weile als Vertriebsleiter für ein Philips Unternehmen in Malmesbury, Wiltshire, was ihm aber alles andere als zusagt. Er kündigt dort und beginnt als Auftragnehmer Platinen zu entwerfen. Bei einem Treffen mit Greenwood, wird er von diesem gefragt, ob er nicht für GWDS arbeiten möchte. Im Januar 1981 wechselt Sore zu GWDS.

Die Gründung von Camputers

Im Frühjahr 1981 gründet Greenwood ein weiteres Unternehmen. Es soll zunächst Camtronic Circuits heißen, wird dann aber in Camputers umbenannt. Der Name soll klar die Tätigkeiten der GWDS von seinen neuen Interessen, der Entwicklung von Microcomputern, abgrenzen. Mit dabei ist Geoff Sore, der bei Camputers die Leitung der Entwicklungsabteilung übernimmt, während Greenwood die notwendigen Gelder beschafft.

John ShirreffGWDS wächst und wird von dem Londoner Unternehmen Iona beauftragt einen CP/M Rechner zu entwickeln. Es werden zwar einige Prototypen entwickelt, aber das Projekt wird vom Kunden Mangels Interesse eingestellt. Greenwood überlegt, wie er mit der DWDS in den Computermarkt einsteigen kann. Inzwischen hatte sich das Team bei GWDS um den Schaltkreis- und Systementwickler John Shirreff vergrößert. Shirreff hat durch seine Experimente mit elektronischer Musik ein Gespür für Elektronik entwickelt. Schon etwas länger dabei ist Martin Crutchley, der für mechanische Konstruktionen verantwortlich ist.

Zu dieser Zeit entwickelt GWDS Hardware für den BBC Micro. Sore, Shirreff und Crutchley entwerfen z.B. das Diskettenlaufwerk und Greenwood die Platine des BBC Micro. GWDS ist auch an frühen Versionen des NewBrain beteiligt.

Der Lynx 48K

Camputers Lynx 48Als die Produktion des BBC Micro Ende 1981 beginnt, ist Greenwood darin bestärkt ein eigenes System zu entwickeln. Im März 1982 stellt er ein Team zusammen einen Computer zu entwickeln, der später als Lynx auf den Markt kommen wird. John Shirreff entwirft die Systemarchitektur, Martin Crutchley ist für die Werkzeuge und die Mechanik zuständig und Richard Greenwood entwirft das Gehäuse.

Die Geschäfte laufen für GWDS gut, so dass sie den 23-jährigen Mathematiker Davis Jansons einstellen, der die Software für die neue Maschine schreiben soll. Da noch kein Prototyp des Lynx verfügbar ist, schreibt er den meisten Code auf einem Tandy TRS-80 und auf Nascom Hardware. Da er legasthenisch veranlagt war, schrieb seine Ehefrau, Sue Jansons, das Handbuch. Ihre Namen, „Davis“ und „Susy“, finden sich später im Lynx ROM. Davis stellt das initiale BASIC und OS in nur fünf Monaten fertig.

Camputers Lynx PlatineDie Entwicklung zieht sich 1982 durch den Sommer, bis im Juli ein Prototyp verfügbar ist. Die Arbeit geht relativ leicht vonstatten, denn das Team profitiert von ihren Erfahrungen aus dem Iona Projekt. Allerdings gibt es auch neues zu entwickeln, wie z.B. Farbgrafik, Soundausgabe und einen TV-Anschluss. Greenwood hat auch die Finanzierung gesichert: Er kann Barclays davon überzeugen £50.000 in Camputers zu investieren, die später noch auf £75.000 erhöht werden.

Auf der Personal Computer World Show im September 1982 kann Greenwood einen Prototypen demonstrieren. Anfangs soll der Lynx 48K £150 kosten, doch der Preis wird kurz vor der Ausstellung auf £225 geändert. Camputers kündigt auf der Show auch zwei weitere Modelle an, eines mit 96 KByte und eines mit 128 KByte.

Theoretisch kann der Lynx bis auf 192 KByte erweitert werden, allerdings gilt dieses nicht generell: Der Lynx 48K kann im Werk auf 96 KByte erweitert werden, aber weder der Lynx 48K noch der Lynx 96K können auf 192 KByte erweitert werden. Auch kommt es vor, dass bestimmte Software für den Lynx 48K auf dem auf 96K erweiterten Gerät nicht mehr funktioniert. Das 128 KByte Modell kann sogar weder die für das 48K, noch für das 96K Modell geschriebene Software ohne Änderungen ausführen.

Der Lynx mit seinem Z80A-Prozessor soll später ab der 96K Version in der Lage sein CP/M auszuführen. Das wird später revidiert: Nur das Modell mit 128 KByte Speicher, das noch nicht einmal als Prototyp existiert, wird CP/M ausführen können. Als Grafikchip wird der Motorola MC6845 eingesetzt, der auch in den MDA, HGC und CGA Grafikkarten für den IBM PC später Verwendung findet. Dieser ermöglicht dem Lynx 256 x 248 Pixel darzustellen, wobei jeder Pixel in einer von 8 Farben angezeigt werden kann.

Der Bildschirmspeicher des Lynx belegt 32 KByte der 48 KByte RAM und ermöglicht dem Lynx 256 x 248 Pixel in Farbe darzustellen, wobei jeder Pixel in einer von 8 Farben angezeigt werden kann. Als Zeichenmatrix werden ungewöhnliche 6 x 10 Pixel – die meisten anderen Rechner verwenden 8 x 8 Pixel – verwendet, wodurch der Lynx 40 x 24 Zeichen darstellen kann. Erweitert man den Arbeitsspeicher, sind auch 512 x 248 Pixel möglich. Das von Davis Jansons entwickelt BASIC ist sehr leistungsfähig und befindet sich, zusammen mit den Hardware-Treibern, die von Shane Voss und Fiona Miller beigesteuert werden, und den Grafik-Routinen, die von Michael Behrend und Ron Penrose erstellt werden, in einem 16 KByte großen ROM.

September 1982 zieht Camputers in Cambridge von der Hill Street in die zentraler gelegene Bridge Street. Der Ort, direkt gegenüber der Pubs „The Mitre“ und „Barron of Beef“, wird später noch für eine körperliche Auseinandersetzung zwischen Sir Clive Sinclair und Chris Curry bekannt.

Der Prototyp, den Camputers auf der Ausstellung zeigt, funktioniert, hat aber noch ein paar Bugs im BASIC und auch das Mainboard ist noch nicht ausgereift, was Shirreff aber bis zum folgenden Monat noch beseitigen will. Leider stellt sich heraus, dass er mehr Zeit benötigt, so dass die Produktion zuerst auf November, dann auf Dezember 1982 verschoben wird. Die ersten Maschinen werden als Testgeräte an Magazine und an Software-Entwickler geliefert. Die beiden Einzelhandelsketten Spectrum und Laskys nehmen Anfang 1983 alle gefertigten Geräte ab. 900 Geräte werden im Februar gefertigt und bis Mai steigt die monatliche Fertigungsrate auf 1000 Geräte. Im März 1983 sind die ersten 2000 Lynx im Handel erhältlich. Die ersten Reaktionen auf den neuen Rechner sind durchweg positiv. Da noch keine Software verfügbar ist gründet Greenwood Camsoft, die ausschließlich Software für den neuen Heimcomputer entwickeln soll.

Das Lynx BASIC

Lynx SpieleDas Lynx BASIC verfügt über einige Besonderheiten. So unterstützt es die grafischen Fähigkeiten, welche die der anderen Heimcomputer übertrifft. Es werden drei Speicherbänke für die Bildschirmanzeige verwendet, eine für jede der drei Primärfarben Rot, Grün und Blau. Mit dem Kommando PROTECT kann jede Bank gesperrt werden, so dass der Bildschirminhalt in dieser Bank nicht überschrieben werden kann. Hierdurch muss der Lynx weniger Farbinformationen schreiben und die Grafikausgabe wird schneller. Es wird aber hardwaremäßig kein horizontales Scrollen unterstützt Das muss vom Prozessor übernommen werden und benötigt soviel Rechenzeit, dass es später nur ein paar wenige Actionspiele geben wird.

Mit dem CODE Kommando unterstützt das BASIC Inline-Maschinencode. Zeitkritische Programmteile können so direkt in Maschinencode erstellt und in HEX mit dem CODE Kommando eingegeben werden. Das CALL Kommando ruft den Code auf. Es gibt sogar einen Monitor im Lynx ROM, der die direkte Eingabe von Maschinencode erlaubt. Der BASIC Interpreter besitzt auch Kommandos, die man bei vielen anderen Heimcomputern vermisst, wie z.B. ein IF-THEN-ELSE, und sogar WHILE-WEND Schleifen-Strukturen sind vorhanden. Um die Geschwindigkeit zu Erhöhen, werden alle BASIC Befehle vorkompiliert abgelegt.

Aber es gibt auch einige Schwächen: So existiert für die Tonausgabe nur zwei Kommandos: BEEP, mit der Angabe der „Wellenlänge“, Anzahl der Zyklen und der Lautstärke, und SOUND, mit dem eine Anzahl von Bytes aus dem Speicher gelesen werden können und so eine komplette Wellenform ergeben. Zeilen können nur jeweils ein einzelnes Kommando enthalten, was Jansons mit der Lesbarkeit des Codes begründet. Ein Novum ist aber, dass Zeilennummern einen Dezimalpunkt enthalten dürfen und bis zu vier Stellen hinter diesem möglich sind, was eine enorme Anzahl von Programmzeilen erlaubt. Der größte Schwachpunkt ist, dass Variablen nur ein Zeichen lang sein dürfen, die aber immerhin zwischen Groß- und Kleinbuchstaben unterscheiden.

Einige unübliche Kommandos sind

ALPHA, GRAPHIC Rückgabe der Adresse der normalen und grafischen Zeichen im RAM, die durch POKE Befehle geändert werden können
CFR bestimmt die Blinkrate des Cursors
CODE Inline-Maschinencode.
DEG wandelt Bogenmaß in Grad um.
FACT berechnet die Fakultät.
GETN, GET$
KEYN, KEY$
geben den ASCII Code bzw. Zeichen eines Tastendrucks zurück, KEY warten nicht auf einen Tastendruck.
INK, PAPER setzen die Vorder- bzw. Hintergrundfarbe oder geben die aktuellen Werte zurück.
LINK koppelt die Bildschirm- und Druckerausgabe (nicht implementiert).
MEM gibt freien Speicher zurück.
HL gibt den Inhalt des HL Registers des Z80 Prozessors zurück (z.B. nach einem CALL).
TAPE setzt die Geschwindigkeit des Kassetteninterfaces (600-2100 baud).
WINDOW bestimmt einen aktiven Bildschirmbereich.

Finanzielle Probleme

Durch die noch geringen Verkäufe und geringe Gewinnmarge hat Camputers zunehmend finanzielle Probleme. Der ZX Spectrum wird vom Markt besser angenommen und bietet sehr viel mehr Spiele und in den USA und Deutschland floriert der Commodore 64, der für Spiele eine wesentlich bessere Hardwareunterstützung bietet.

Im März 1983 nimmt Camputers einen Kredit von £300.000 bei Barclays auf. Das Vertrauen auf ihre Handelspartner und ihre Kunden, lässt die Camputers Geschäftsführung auf eine weitere Kapitalerhöhung hoffen, indem sie Camputers in eine Aktiengesellschaft verwandeln und 6,4 Mio. Aktien der neu gegründeten Camputers Plc herausgeben, um dadurch £900.000 einzunehmen. Mit dem Geld wollen sie die £300.000 zurückzahlen und weitere Software und Hardware entwickeln. Leider geht die Rechnung nicht auf. Das Problem liegt bei den Diskettenlaufwerken. Camputers hat keine Erfahrung in der Entwicklung von Firmware für Laufwerke und es fehlt an Geld, um Spezialisten dafür einzustellen.

Der Lynx 96K

Camputers Lynx Floppy-Disk-DriveDer Lynx 96K soll für £299 mit zusätzlichen 4 KByte für die benötigten BASIC Kommandos zur Ansteuerung der Laufwerke erscheinen. Da die Laufwerke aber noch nicht verfügbar sind, hält man diesen zurück, damit die Lynx 48K Anwender, die durch eine spezielle 48K Erweiterung mit zusätzlichen 4 KByte ROM auch in den Genuss der Laufwerke kommen sollen, nicht zweimal upgraden müssen und Erweiterung und Laufwerke in einem Paket bekommen.

Da es immer noch Probleme mir der Firmware gibt, hätte eine verfrühte Auslieferung des 96K Modells auch bedeutet, dieses noch einmal ins Werk zurückzurufen und das ROM zu tauschen, wenn die Laufwerke endlich verfügbar sind. So verzögert sich die Auslieferung der Laufwerke, u.a. aufgrund von Problemen mit der RS232 Schnittstelle, zunächst bis April, dann bis Juni und zuletzt bis September 1983.

Camputers Lynx ParallelinterfaceDurch die Verzögerung kann Camputers auch nicht weiter an dem Lynx 128K arbeiten, das Modell, welches sich mit CP/M als Betriebssystem an den Geschäftskunden richtet. Beide Modelle sind wichtige Faktoren in der Gewinn-Prognose von £750.000, die Camputers für den Zeitraum bis zum 31. März 1984 im Juni 1983 abgibt.

Im September 1983 wird der Lynx 96K tatsächlich mit dem erweiterten ROM ausgeliefert und auch Lynx 48K Anwender können ihren Rechner für £89.95 aufrüsten. Zur Aufrüstung muss der Lynx zurück an Camputers geschickt werden, die das ROM tauschen und eine zusätzliche 64 Kbyte Speicherplatine einbauen. Der Lynx 128K soll zwar noch im Dezember ausgeliefert werden, aber es wird schließlich März 1984.

Der Lynx 128K

Der Lynx 128K besitzt ein neues Motherboard, ein aktualisiertes BASIC, kann 80 x 24 Zeichen darstellen und bringt CP/M 2.2 als Betriebssystem mit, das die Diskettenlaufwerke ansprechen kann. Während die kleineren Lynx Modelle mit 4 MHz getaktet werden, besitzt er einen mit 6 MHz getakteten Z80B-Prozessor. Allerdings ist er nicht mehr, wie zuvor versprochen, voll kompatibel mit den früheren Modellen.

Leisure und Laureate

Ende 1983 bricht zum Weihnachtsgeschäft der Absatz an Heimcomputern ein. Auch die Tatsache, dass der für den Büromarkt gedachte Lynx 128K bei Laskys oder Dixons, verkauft wird, führt nicht zu den erhofften Absatzzahlen; sind das Läden, von denen man nicht gerade erwartet, dass ein Geschäftsmann dort seine Computerausstattung kauft. Im Jahr 1984 ruht praktisch Camputers gesamte Zukunft auf diesem einen Computer.

Die finanzielle Situation ist noch schlechter geworden. Richard Greenwood wird vom Vorstand aufgefordert als Vorsitzender zurückzutreten. Er wird durch Stanley Charles von Statham Duff Stoop, dem Börsenmakler, der Camputers Aktienverkäufe ein Jahr zuvor organisiert hat, ersetzt. Um die Verkäufe anzukurbeln, benennt Charles die beiden früheren Geräte um: Der Lynx 48K wird zum Leisure, der Lynx 96K zum Laureate, dessen Name später auch an das 128K Modell angehängt wird. Da 1984 schon Geräte mit mehr Speicher verfügbar sind, wird der Lynx 48K von Camputers Handelspartnern nicht mehr weiter verkauft und ist für £160 nur noch im Versand erhältlich. Das 96K Modell wird mit zwei 200 KByte Diskettenlaufwerken, einem Parallelinterface und Software von Perfect Software gebündelt und für unter £700 verkauft. Der 128 KByte Lynx in derselben Zusammenstellung für £999,95. Damit bleibt der CP/M kompatible Lynx 128K unter £1000 und eigentlich recht attraktiv für kleine Firmen.

Es gibt für den Rechner auch zwei Softwarepakete: Eines für Immobilienmakler und ein Paket zur Berechnung von Sozialleistungen. Camputers nutzt dieses, um seine Computer in den Büros des Ministerium für Gesundheit und soziale Sicherheit (Department of Health and Social Security) zu platzieren.

Die Insolvenz

Charles versucht einen Investor für Camputers zu finden, um Geld in die Firma zu bekommen. Im Mai 1984 gibt Charles bekannt, dass es zwar einen Interessenten gibt, der die Lynx Serie weiter produziert möchte, aber noch kein konkretes Angebot abgegeben worden sei. Um Kosten zu Sparen, werden 24 Mitarbeiter, unter ihnen John Shirreff, entlassen und für Anfang Juni eine Gläubigerversammlung einberufen. Charles hofft noch, dass sich vor der Versammlung ein Käufer für das angeschlagene Unternehmen finden wird, ansonsten steht die Liquidation bevor. Camputers Schulden betragen zu diesem Zeitpunkt £1,8 Mio., davon £877.000 bei ihrer Muttergesellschaft. Das Kapital des Unternehmens wird auf insgesamt £94.250 geschätzt.

Den Sommer über werden durch die beiden Liquidatoren Hacker Young & Partners und Cork Gully zwei mögliche Übernahmeangebote ausgehandelt, eines davon mit dem Papier und Schreibwarenunternehmen Spicers, aber keines kommt zustande. Im Dezember wird Camputers geschlossen und die verbliebenen Vermögenswerte für £24.000 an Anston Technology verkauft, eine Firma, die speziell für den Aufkauf dieser gegründet wurde. Ein Geschäftsführer von Anston Technology leitet auch Braefield Chapman Ltd, eines von Camputers Unterauftragnehmern, denen Camputers noch Geld schuldete. Braefield Chapman hat noch Lynx Einzelteile auf Lager und bittet Greenwood Anston zu beraten, wie es mit dem Lynx weitergehen soll. Schon bald darauf wird er zusammen mit Chapman Geschäftsführer bei Anston Technology.

Im Februar 1985 gibt Anston bekannt, dass sie nun den Lynx 128K zu einem von £399 auf £299 reduzierten Preis verkaufen wollen und bietet ein 1 MByte Diskettenlaufwerk für £269 an. Die Produktion der kleineren Modelle wird eingestellt. Anderen Unternehmen ergeht es nicht besser: Oric meldet am 1. Juni 1985 Insolvenz an und wird von Eureka Informatique aufgekauft, Acorn ist finanziell angeschlagen und wird am 20. Februar 1985 von Olivetti gerettet, Sinclair wird 1986 von Amstrad, denen es noch gut zu gehen scheint, aufgekauft.

Über die Jahre werden ca. 30.000 Lynx verkauft, ein Drittel in Großbritannien, der Rest in Europa, hauptsächlich in Frankreich, Spanien und Griechenland, weitaus weniger als die 40.000 Geräte die Camputers Anfang 1983 ankündigte alleine in diesem Jahr zu produzieren.

Geoff Sore verlässt Camputers im August 1983. Nach einem Zwischenstopp bei Control Universal, einem Hersteller von industriellen Steuerungen, und Pye Electronics, gründet er eine Firma, die kundenspezifische Tastaturen für industrielle Anwendungen entwickelt und gründet 1988 SmartDrive, ein Unternehmen, das Präzisionsmotoren herstellt. In den frühen 2000er Jahre zieht er sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Geschäftswelt zurück.

Richard Greenwood ist mit seinem 1987 gegründeten Unternehmen Circuit Solutions (Cambridge) immer noch im Elektronikgeschäft.

John Shirreff wird Mitte 1984 aufgrund von notwendigen Kosteneinsparungen entlassen. Er arbeitet eine Zeit lang, teils als Freiberufler, teils als Angestellter, für verschiedene Elektronik- und Softwareprojekte. Er kehrt auch für eine Weile in das Zentrum für Atomenergieforschung und -entwicklung in Großbritannien (Atomic Energy Research Establishment, A.E.R.E.) in Harwell, Oxfordshire,  zurück. Er hatte dort in den frühen 70er Jahre an der 3D-Visualisierung von wissenschaftlichen Daten gearbeitet. Heute ist er im Ruhestand.

Der Verkauf an Peripheral Products

Nach der Insolvenz unterstützen noch einige Händler und Gruppen den Lynx. Peripheral Products in Harrow bleibt als großer Händler übrig, als Dixons und Laskys den Lynx nicht weiter unterstützen. Bob Jones, der Geschäftsführer von Peripheral Products, schafft es 1986 die Restbestände, inklusive aller Rechte an den Designs und tausenden von Kassetten, von Camputers bzw. Anston Technologie zu erwerben. Jones gründet die National Lynx User Group, in der mit ihren 600 Mitgliedern ca. 10% aller Lynx Anwender in Großbritannien vertreten sind. Insgesamt erscheinen fünf Magazine. Nach vier Jahren erscheint die letzte Ausgabe als Doppelausgabe.

Die Gruppe plant auch einen Super-Lynx zu entwerfen, ist aber zu sehr damit beschäftigt, Ersatzteile und technische Daten für bestehende Lynx Anwender bereitzustellen, so dass das Projekt nie verwirklicht wird.

For der National Lynx User Group gibt es auch andere Gruppen, wie z.B. die von Bob Poate gegründete National Independent Lynx User Group (NILUG), die sechs Magazine herausbringt. Die Reading Lynx User Group ist eine kleine Gruppe von Enthusiasten, die es schaffen CP/M 2.2 auf einem Lynx 96K im 40 Zeichen/Zeile Modus zum Laufen zu bringen. Das Kunststück erfordert einige Hardware-Änderungen auf dem Mainboard. Die Gruppe erstellt auch eine ROM Erweiterung für den Lynx 96K unter dem Namen Scorpion. Die Lynx Revival Group wird erst 1988 gegründet. Die kleine Gruppe veröffentlicht einige innovative Projekte und sechs Public-Domain-Disks. Drei Jahre später benennt sie sich in die Lynx Disk User Group um, die zwei weitere Public-Domain-Disks veröffentlicht, bevor sie sich 1992 auflöst.

Danksagungen & Links
Einige Bilder und Informationen stammten aus folgenden Quellen:

The Lynx effect: The story of Camputers‘ mighty micro
Wikipedia Camputers Lynx
Wikipedia Motorola 6845
Wikipedia List of home computers by video hardware
History of the Lynx
Review: Camputers Lynx, „Missing Lynx“, Computing Today, Juni 1983