MITS Altair: Der erste Heimcomputer
Anfang der 70er Jahre warten viele Computerfreaks und -spezialisten auf einen Computer, der zum einen bezahlbar ist und zum anderen auch zu Hause benutzt werden kann. Ende 1974 bekommt der technische Herausgeber von Popular Electronics, Les Soloman, Pläne für Heimcomputer von Bastlern aus dem ganzen Land. Er bezweifelt aber, dass diese gut genug sind und wendet sich an seinen Freund Ed Roberts, der derzeit Präsident von einer kleinen Firma mit Namen MITS in Albuquerque, New Mexico, ist. Roberts ist ebenfalls ein Freak, der mit seiner Elektronik-Ausbildung bei der Air-Force begonnen hat und seine Firma in seiner Garage, zusammen mit anderen Offizieren, aufgebaut hat. Sie vertreiben „Micro Instrumentation Telemetry Systems“, die einfach als MITS abgekürzt wurden. 1969 zahlt Roberts seine Partner aus und zieht mit seiner Firma an einen größeren Ort, um dort Taschenrechner zu bauen.
MITS ist für eine gewisse Zeit auch recht erfolgreich mit dem Verkauf von Taschenrechnern, solange diese noch recht teuer sind und die Gewinnspannen dementsprechend hoch, aber 1972 bringt Texas Instruments einen neuen Chip heraus und 1974 werden Taschenrechner in Massen hergestellt, wobei die Preise rapide sinken. MITS sucht jetzt nach einer neuen Technologie, die sich vermarkten lässt. Ed Roberts spielt mit der Idee einen Computerbausatz herzustellen und als ihn sein Freund Les Soloman 1974 anspricht einen solchen zu entwickeln, probiert er es. In dieser Zeit wird gerade der Intel 8080 Mikroprozessor für $360 angeboten und so bietet es sich an, einen Computerbausatz mit diesem Chip herauszubringen. Er ist zwar noch recht teuer, aber Ed Roberts geht mit Intel einen Deal über $75 pro Prozessor ein, der es ihm erlaubt den Mikrocomputerbausatz für $397 zu verkaufen (Dezember 1974). Dieser Preis ist für viele Computeringenieure und Programmierer, die von einem eigenen Computer träumen, sehr interessant. Der Name für den Rechner kommt schließlich von Solomans 12-jährigen Tochter Lauren. Sie schlägt Altair vor – ein Zielplanet der USS Enterprise aus der Serie Star Trek (TOS – The Original Series; Folge „Amok Time“ (2×01) von Theodore Sturgeon, Erstausstrahlung 15.9.1967).
Altair BASIC
Januar 1975 treffen die ersten Bestellungen für den Altair 8800 ein und Altair vergrößert sich derart, dass 1977 bereits $13.000.000 USD umgesetzt werden. Der Altair 8800 wird ohne Software (sogar ohne Betriebssystem) ausgeliefert. Nicht nur Ed Roberts sieht darin einen erheblichen Schwachpunkt der Hardware, sondern auch zwei junge Programmierer mit Namen Bill Gates und Paul Allen (z.Zt. der drittreichste Mann Amerikas). Sie nehmen Ed Roberts Einladung an, eine BASIC Programmiersprache für den Rechner zu entwickeln. Diese macht den Altair schließlich zu einem richtigen Computer, der in der Lage ist Probleme zu lösen. Die Computerfans sind begeistern, egal wo der Altair auch vorgeführt wird. Eine Kopie des Altair BASIC, die auf einem Computertreffen gestohlen wird, sorgt für die ersten Diskussionen über Software-Piraterie.
Das Altair BASIC wird in mehreren Versionen vertrieben. Die erste als 4KByte BASIC, dann 8KByte BASIC, schließlich Extended-BASIC. Jede Version besitzt wieder mehr Features als die Vorgängerversion. Als es schließlich das erste Diskettenlaufwerk für den Altair gibt, erscheint das Altair Disk Extended BASIC. Das Altair BASIC ist aber recht teuer für Hobby-Programmierer. MITS verlangt $150 für Altair BASIC, wenn die Käufer die RAM Erweiterung von MITS kaufen (um einen Anreiz gegenüber den Konkurrenzprodukten zu geben), anderenfalls sind $500 fällig. Ein weiteres Problem ist, dass das Design des MITS Speicherboards recht dürftig ist und deshalb nicht gerade sehr zuverlässig. Das Altair BASIC ist auch für den Erfolg von Microsoft von großer Bedeutung. Aber nur wenige kennen die ganze Geschichte. Als 1977 Pertec Computer Corporation MITS übernimmt, glauben sie die exklusiven Rechte an Microsoft BASIC zu besitzen, aber nach einem Gerichtsurteil besitzt Microsoft das BASIC und darf es an jeden verkaufen. Das führt zu dem rapiden Wachstum von Microsoft, der auch heute noch anhält.
Die Ausstattung
Geliefert wird der Altair in einem Metallblechgehäuse. Er wird als erweiterbares System entworfen und kann bis zu 16 Erweiterungskarten (mit je 100 Pins) halten. Der Bus heißt zwar anfangs „Altair Bus“, er wird aber später von Konkurrenten als S-100 Bus bezeichnet. Eine Karte ist mit dem 8080 (2MHz) bestückt, eine weitere ist mit 256 Byte RAM bestückt, die bis auf 1 KByte erweiterbar ist.
Da der Altair nur über sehr wenig RAM verfügt und keine Software mitgeliefert wird, müssen diejenigen, die einen Altair erfolgreich zusammenbauen, eigene Maschinenprogramme per Schalter in den Rechner eingeben. Die Ausgaben werden dann mit Hilfe einiger LEDs angezeigt.
Ab 1975 verkauft MITS Erweiterungsspeicher, Altair BASIC und ein 8″ Diskettenlaufwerk für seinen Rechner. Nun ist es möglich ernsthafte Geschäftsanwendungen zu entwerfen. In dem neu erschienenen Magazin BYTE finden sich die ersten Anzeigen für Applikationen von Drittherstellern. Ein 10MByte Festplattenlaufwerk ist ebenfalls erhältlich; das ganze Laufwerk wiegt allerdings über 50kg.
Aufgrund des teuren Basics werden die Lochstreifen mit der Programmiersprache zum begehrten Tauschobjekt und am 3.2.1976 beschwert sich sogar der Autor des Basics (Bill Gates) in einem offenen Brief über den schlechten Absatz desselben. Da MITS den Altair auch nur an MITS-Fachhändler verkauft, wird diese Marktlücke schon kurz darauf von IMSAI durch einen Nachbau geschlossen.
Der Verkauf von MITS…
Am 22.Mai 1977 wird MITS von der Pertec Computer Corporation, einem sehr viel größeren Hersteller von Diskettenlaufwerken, aufgekauft. Roberts entscheidet sich für Pertec, da sie ihm ein Labor zur Verfügung stellen und er so weiter forschen und entwickeln kann. Pertec entwickelt den Altair weiter und verkauft eine ganze Serie von Mikrocomputern, aber durch falsches Management und andere Fehler, verschwindet der Altair alsbald vom Markt. Ein Problem ist, dass Pertec nicht die Rechte am BASIC erworben hat und dieses nur unter dem Label von Microsoft weiter vermarktet wird. Gates und Allen ziehen vor Gericht und gewinnen.
Ed Roberts zieht sich nach dem Verkauf von MITS in sein Geburtsland Georgia zurück und widmet sich wieder ganz seiner Leidenschaft, der Medizin. Er beendet die medizinische Schule und praktiziert als einfacher Landarzt. Viele Millionäre (und Milliardäre) können Ed Roberts ihr Vermögen verdanken. Er kann heute seinen Patienten vieles aus der Computergeschichte direkt aus erster Hand berichten…