Der Enterprise
Durch den enormen Erfolg vom Sinclair ZX Spectrum angespornt, entscheidet sich 1982 Locumals, ein großes Handelsunternehmen in Hong Kong, dafür, einen eigenen Heimcomputer – mit Hilfe eines zweiten Unternehmens – auf den Markt zu bringen. Im September bekommt Intelligent Software von der United Commercial Bank den Auftrag einen solchen Rechner zu entwickeln. Im Monat darauf wird bereits an dem streng geheimen Projekt D.P.C. (Damp-Proof Course) fleißig entwickelt.
Während Intelligent Software das Innenleben entwickelt, sollen Geoff Hollington und Nick Oakley das Gehäuse gestalten, was sie bis Februar 1983 auch fertigstellen. Dieses Design, in zwei Grautönen gehalten, wird aber von einem Designer nochmals umgestoßen und es kommt Farbe ins Spiel. Diese kurzsichtige Entscheidung (Rechner sollen zu diesem Zeitpunkt immer professioneller aussehen) ist aber nur eine von vielen unglücklichen Zuständen, als der Rechner schließlich in die Geschäfte kommt.
Das Innenleben der Rechners ist aber hervorragend. Nick Toop ist derjenige, der den revolutionären ULA (Uncommitted Logic Array) Chip ‚Nick‘ entwickelt. Dieser Chip erlaubt eine Bildschirmdarstellung, wie sie kein anderer 8-Bit Heimcomputer je haben wird. Der zweite ULA Chip ‚Dave‘, von Dave Woodfield, produziert Stereo-Sound und übernimmt das Speichermanagement für über 4 MByte. Aus Kostengründen benutzt man aber eine „Radiergummi“-Tastatur mit Kunststofftasten (wie beim ZX Spectrum 48+) und den langsameren Z80A anstelle des Z80B.
Das Marketing wird von Domicrest, einer Londoner Firma, übernommen. Als erstes gibt man der Firma, die den neuen Rechner produzieren soll, einen neuen Namen, der die fernöstlichen Herkunft betonen soll. Samurai, der erste Vorschlag, wird aber wieder verworfen, da Hitachi bereits einige Rechner mit diesem Namen herstellt. Eine Zeitlang ist der Rechner als Oskar bekannt, aber schließlich benutzt man Elan für den Prototypen. Da dieser Name aber schon von einer Softwarefirma belegt ist, landet man 1984 vor Gericht. Schließlich wird Enterprise der Name des Rechners und des neuen Rechners. Die Firma, die sich nun kurz Flan nennt, wird schließlich zu Enterprise Computers.
Entersoft, die Softwareabteilung von Enterprise Computers, soll für eine Reihe von Softwaretiteln für den Rechner sorgen, der bereits im September 1983 in der Presse beworben wird. Die Sprache, IS-BASIC, ist schon zwei Jahre in der Entwicklung, aber noch nicht 100% fertiggestellt.
Ab April 1984 wird der Enterprise verkauft. Der Rechner macht einen solch großen Eindruck, dass (jetzt) Elan Computers Anfang 1984 schon über 80.000 Bestellungen vorliegen hat. Die versprochene Software von Entersoft braucht aber noch bis Dezember 1984 und der Rechner ist in größeren Stückzahlen erst im Januar 1985 verfügbar. Bis dahin sind die goldenen Jahre der Heimcomputer aber vorbei und der Wettbewerb wird durch neue Rechner, wie den Atari-ST und Commodore Amiga, härter.
Nun ist es an der Zeit, dass das Marketing greift. Leider ist noch keine vernünftige Software verfügbar. Man arbeitet aber sehr daran das 48K Modell schneller herauszubringen, da dieses sich besser auf den Markt behaupten kann. Die unglücklichen, die auf den 64K Enterprise nun so lange gewartet haben, müssen nun auch noch einen 25% höheren Preis berappen (andere Unternehmen senken hingegen ihre Preise). Zu diesem Zeitpunkt vermutet schon jeder, dass Elan Computers untergehen wird.
Ein weiteres Problem ist, dass die Allgemeinheit den Enterprise nicht vom Amstrad CPC unterscheiden kann, da beide sich sehr ähnlich sehen. Tatsächlich wurde der CPC so entworfen, dass er dem Enterprise (der ja schon früher in der Werbung gezeigt wurde) ähnlich sieht und so Alan Sugar einen riesigen Marketing-Vorteil daraus ziehen kann. So sieht es jetzt aus, als ob der Enterprise nur eine Kopie des CPC ist.
Im Frühjahr 1985 erscheint dann der Enterprise 128 und im Mai wird das Expansionssystem beworben. Der Firma geht aber nun langsam das Geld aus (durch den verspäteten Erscheinungstermin, Rechtsstreits und Produktionsverzögerungen). Zwar ist der Enterprise in über 15 Ländern vertreten, aber nur in England gibt es einige Softwaretitel, die zum Kauf animieren. Bis Januar 1985 sind über 40 Titel, bis Januar 1985 über 100 Titel angekündigt, aber kaum ein Titel erscheint; allerdings soll bald ein EXDOS herauskommen, das CP/M Kompatibilität erlauben soll.Im Februar 1986 erscheint EXDOS, das aber aufgrund von Schwierigkeiten in der Distribution nur im Versandgeschäft verkauft wird. Mit dem PW360 versucht man noch einmal mit dem Amstrad 8256 zu konkurrieren. Am 18.6.1986 entscheidet sich die United Commerical Bank dafür das Konkursverfahren zu eröffnen und hinterlassen Schulden in Höhe von 8 Millionen Pfund. Grant Thornton ist der Konkursverwalter.