Dragon Data

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Der Feurige

Auf dem Hobby-Computermarkt sind bereits mehrere attraktive Rechner vertreten. Aufgrund seiner Leistung ist der Dragon durchaus in der Lage, hier noch kräftig mitzumischen.

Um sich durchzusetzen, muss der Dragon schon einiges aufweisen, denn hochauflösende Farbgrafik, mehrere Oktaven Tonwiedergabe, großer Arbeitsspeicher, steckbare Spiel-ROM sowie Anschluss für Joysticks bietet die Konkurrenz zum Teil schon für unter 1000 Mark. Was hat also der Dragon dem entgegenzusetzen? Auf dem ersten Blick sieht er aus wie irgendein anderer auch. Aber es lohnt sich, genauer hinzusehen.

Schneller Prozessor

Um auf vorhandene Software zurückgreifen zu können, trotzdem aber etwas Besonderes zu bieten, wurde in den Dragon die Pipelining-Version des 6800, der 6809E eingebaut. Dieser Prozessor ermöglicht einen größeren Befehlsdurchsatz. Man darf also erwarten, dass alles etwas schneller geht, und der Benchmark-Test bestätigt es: Für die Suche der ersten 1000 Primzahlen mit dem „Sieb des Eratosthenes“ braucht der Dragon mit Bildschirmausgabe 56 Sekunden und ohne Ausgabe 50 Sekunden. Und das, obwohl die Taktfrequenz mit 0,894 Mhz recht niedrig ist.

Dragon macht es im sparsamen Gebrauch von Bauteilen Sinclair nach; die daraus resultierende Ausfallrate kommt dem Benutzer zugute. Auch die Schnittstellen zur Umwelt sind erfreulich benutzerfreundlich: Die Schreibmaschinen- Tastatur gehört mit zu den besten auf dem Markt. Es wäre nur schön, wenn es noch einige Funktionstasten gäbe.

Als Standard-Ausgabe ist, wie in dieser Klasse üblich, der Fernseher vorgesehen. Zusätzlich existiert neben dem Antennenausgang auch ein Monitorausgang. Ähnlich wie auch beim Spectrum von Sinclair muss man nach Erwärmen der Dragon-Bauteile den Fernseher nachstellen, um ein optimales Bild zu erhalten.

Leider lassen sich nur 32 Zeichen pro Zeile darstellen, aber mehr ist bei Videodarstellung kaum machbar. Dafür ist die Tonwiedergabe über den Fernseher recht befriedigend.

Ebenfalls klassenüblich ist die Recorder-Schnittstelle, an die jeder handelsübliche Kassettenrecorder mit Start-Stopp-Eingang angeschlossen werden kann. Nach kurzer Justierung der Lautstärke ist Abspeichern und Einlesen von Programmen problemlos möglich. Die Geschwindigkeit von 1500 Baud ist auch für größere Programme ausreichend.

Schon nicht mehr so üblich in dieser Preisklasse ist die Standard-Centronics-Druckerschnittstelle. Aber wer auf diesem Mikrocomputern nicht nur spielen, sondern auch programmieren will, der kommt mit der Anzeige der 16 Zeilen á 32 Zeichen auf dem Bildschirm nicht mehr aus und wird mindestens 80 Zeichen pro Zeile fordern. Dann leistet ein Drucker gute Dienste.

Wer dieses Gerät vor allem als Spielzeug benutzt, wird auf die ROMSteckmodule zurückgreifen. Für weniger als 100 Mark pro Modul lässt sich der Dragon zum Video-Spiel „Invasion aus dem Weltall“ umfunktionieren. Oder auch zum Schachcomputer mit dem starken Cyrus-Schachprogramm – dem Sieger der Europäischen Mikrocomputer Schachmeisterschaft 1981. Auf diesem Weg bekommt man für unter 1100 Mark einen Schachcomputer, der stärker als die meisten schachspielenden Automaten ist, und hat noch ein nützliches Gerät zum Programmieren dazu. Für die ROM-Module steht ein Adreßbereich von 16K zur Verfügung. An diese Schnittstelle kann auch eine Floppy-Disk-Station mit bis zu vier Laufwerke angeschlossen werden. Dann wird ab Mitte des Jahres voraussichtlich sogar CP/M zur Verfügung stehen.

Besonders nützlich für die Spiele sind zwei Joysticks. für welche die Schnittstelle standardmäßig vorgesehen ist, Diese Joysticks sind auch von BASIC aus über numerische Funktionen abfragbar – so kann man eigene Spiele ohne großen Aufwand gestalten.

Als RAM-Bereich stehen 32K zur Verfügung, Bei hochauflösender Grafik sind immer noch 26K verfügbar. Ein 16K-Adreßbereich wird vom BASIC-Interpreter eingenommen. Auch wenn bei einem Systemabsturz, der normalerweise nur passieren kann, wenn man ein fehlerhaftes Assembler-Programmstück durchläuft, der Resetknopf gedrückt wird, erhält man wieder über den BASIC-Interpreter das Kommando – ohne den RAM-Bereich und damit das eigene Programm zu verlieren.

Umfangreicheres BASIC

Implementiert ist ein schnelles Extended Microsoft BASIC, das sicher viele Wünsche erfüllt. Die PRINT-USING-Anweisung erlaubt mit vielfältigem Format-Steuerzeichen die Ausgabe auf Bildschirm und Drucker komfortabel zu steuern. -Während viele Rechner überhaupt keine RENUMBER-Anweisung kennen, kann der Dragon sogar Programmteile neu numerieren und korrigiert automatisch die GOTOs und GOSUBs. Die TRACE-Anweisung ermöglicht eine Fehlersuche, wie sie sonst fast nur bei teueren Anlagen zu finden ist.

Ein kleiner Clou ist mit der Shift-@ Funktion verbunden: Der Rechner unterbricht die laufende Aktion bis zur Eingabe des nächsten Zeichens, ohne durch eine Meldung den Bildschirminhalt zu verändern. Auf diese Weise kann man zum Beispiel zwischendurch einen Telefonanruf entgegennehmen, ohne sich die Bildschirmmaske zu zerstören.

Leider ist das Ändern von Programmen aufwendig und mühsam, denn der Dragon hat keinen Screen-Editor, sondern handelt das Andern der Zeilen über einen EDIT-Befehl ab. Da hilft es auch nichts, dass in diesem sogar komfortable String-Such-Kommandos möglich sind. Hier sollte man noch Verbesserungen anbringen.

Bei den Kassetten-Recorder-Steuerkornmandos hat sich Dragon einen Gag ausgedacht: Mit einem Software-Schalter kann die Ausgabe des Recorders direkt auf den Fernsehlautsprecher gegeben werden, so dass auf diesem Weg eine effektvolle Sprachausgabe möglich ist. Unterstützt wird diese AUDIO-Funktion durch das MOTOR-Kommando, das eine Steuerung des Recorder-Motors durch die Software erlaubt.

Mit dem SKIPF-Kommando kann direkt an das Ende einer Datei positioniert werden, womit ein Update von Kassetten-Dateien ermöglicht wird. Aber trotz der Schreib- und LeseKommandos, die satzweise Banddateien erstellen und lesen können, ist Dateiverarbeitung auf Kassettenrecorder auf diesen Weg viel zu mühsam, weil zu viele Fehler auftreten können.

Neben der SOUND-Anweisung, die einen Ton bestimmter Höhe und Länge erzeugt, ist das PLAY-Kommando eine große Hilfe bei der komfortablen Tonerzeugung. Mit ihm kann man direkt einen String, bestehend aus Noten (A-G oder 1-12), Oktavenauswahl, Lautstärkeneinstellung, Notenlängeneinstellung, Tempoeinstellung und Pausen, in Musik umsetzen. Insgesamt lassen sich mit dem Dragon in fünf Oktaven 255 Töne, 255 Tempi + Pausen + Längen erzeugen. Die Lautstärke lässt sich in 31 Stufen wählen.

Grafikvarianten

Ein wichtiges Element der Computer dieser Klasse sind die FarbgrafikFähigkeiten, und so sind auch viele Befehle des Dragon für Farbgrafik gedacht. Der Rechner kann in fünf verschiedenen Auflösungsgraden von 512 bis 49152 Punkten auf dem Bildschirm arbeiten. In der niedrigsten Auflösung kennt der Dragon neun verschiedene Farben in der höchsten nur noch zwei, wobei man aber in den höheren Auflösungsgraden zwischen verschiedenen Farbklassen wählen kann.

Interessant für bewegte Grafik ist die Möglichkeit, sich im Hauptspeicher für einzelne Bilder Seiten zu reservieren, dort die Grafiken aufzubauen und dann mit sehr schnellen Befehlen zwischen den Bildern umzuschalten. Insgesamt kann man sich acht solcher Seiten reservieren. Im Bereich der hochauflösenden Grafiken kann man mit komfortablen Anweisungen sehr einfach genaue Zeichnungen anfertigen. Die Programmierung wird dann sehr schnell zum Kinderspiel. Mit der LINE-Anweisung zeichnet man beliebige Geraden oder Rechtecke, mit der CIRCLE-Anweisung beliebige Kreise, Ellipsen oder Bögen. Mit der DRAW-Anweisung schließlich kann man einen Bewegungsstring direkt in eine oder mehrere beliebige Linien und Figuren umsetzen. Mit der PAINT-Anweisung kann man diese Figuren dann ausmalen.

Genau wie die Anweisungen sind auch die eingebauten Funktionen über das normale BASIC erweitert: So liefert einem die TIMER-Funktion die Uhrzeit, und die JOYSTIK-Funktion gibt die Stellung derjoysticks wieder. Wer mit all diesen Dingen nicht vertraut ist, der ist mit dem DragonHandbuch bestens beraten. Sowohl anhand von Beispielen als auch in Form von Regeln werden die Möglichkeiten des Extended-BASIC erläutert und der Benutzer zur Programmierung hingeführt. Wer dann dieses Handbuch durchgearbeitet hat und nur noch hie und da Gedächtnisstütze braucht, wird sich über die gutdurchdachte Kurzfassung in Faltform freuen, in der alle Kommandos, alle Funktionen, spezifische BASIC-Syntaxregeln und die Fehlercodes erläutert werden.

Ausblick

Für die Zukunft plant Dragon mit Speichererweiterung und Diskettenlaufwerken die Grundlage für das Betriebssystem CP/M zu schaffen. Dann soll auch eine RS 232-Schnittstelle implementiert werden. Als Spracherweiterung soll ein Assembler-Editor erscheinen, der dann die Maschinensprache zugänglich macht.

Das sind hohe Ziele, die sich Dragon gestellt hat. So wie es aber jetzt aussieht, ist der Rechner ein Spielzeug, mit dem man hin und wieder einen Ausflug in die Datenverarbeitung machen kann. Kommerzieller Einsatz wird erst mit den geplanten Erweiterungen möglich. Für diejenigen, die sich einen Rechner fürs Hobby anschaffen wollen, ist der Dragon aber gerade richtig: Er übertrifft seine Konkurrenten mit seinen Qualitäten, so dass er sich trotz seines spaten Erscheinens auf dem Markt einen guten Platz sichern kann. – Helmut Heimann

CHIP-Wertung

Was uns gefällt:

– Komfortable Grafik- und Audio-Kommandos
– Großer Arbeitsspeicher
– Problemlose Peripherieanschlüsse

Was uns weniger gefällt:

– UnkomfortablesEditieren
– BASIC bisher einzige Sprache

Technische Daten:

Prozessor: 6809E RAM: 32K, erweiterbar auf 64K
ROM: 16K-Extendet-BASIC 16K-ROM-Kassetten
Musik: 255 Töne, 31 Lautstärken
Farben: 9
Grafik: 5 Stufen von 16 x 32 bis 192 x 256 Bildpunkten
Tastatur: professionell, 53 Tasten
Schnittstellen: Kassettenrecorder (1500 Baud), Drucker (Centronics-parallel), 2 Joysticks, kompletter Daten-, Adreß- und Steuerbus, TV (UHF), Farbmonitor