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Reviews

Copyright: CHIP, Ausgabe November 1981
Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Vogel-Verlags!


Weiter nach oben – Test: Atari 800 XL

Mit dem Modell 800 XL bringt auch Atari einen leistungsfähigen Homecomputer der unteren Preisklasse auf den Markt.

Mit knapp 900 Mark liegt der Atari 800 XL im Preisbereich z.B. des Commodore 64 und genau in dieser Ecke des Computermarktes möchte sich das neue Gerät auch etablieren. Eine starke Waffe des neuen Gerätes dürfte dabei die umfangreiche Programmbibliothek sein, die insbesondere auf dem Sektor Computerspiele schon vorhanden ist und die so gut wie nahtlos auf die neue Generation übertragbar ist.

Die Aufmerksamkeit die auch der 800 XL dem Thema Videospiele schenkt, zeigt sich schon an zwei Details im äußeren Erscheinungsbild des Geräts. Erstens ist da, zentral von oben ins Gehäuse eingelassen ein Steckplatz für den unmittelbaren Anschluss von Programmkassetten, und zweitens finden sich an der rechten Seite zwei Joystickanschlüsse. Daß es nicht mehr vier Anschlüsse sind wie beim alten Achthunderter, mag Spielefanatiker zwar traurig stimmen (einige alte Kassetten etwa „Basketball“, sind nicht mehr voll ausnutzbar), dieser Verzicht könnte jedoch ein Indiz für bewußte Firmenpolitik sein: ein Schritt weg vom reinen Spielding in Richtung problembezogene Anwendung für Selbstprogrammierer.

Leistungsfähiges BASIC

Auf der Geräterückseite sind dann alle übrigen Anschlüsse zu finden: der Steckplatz für die Peripherie (Drucker, Floppy, Kassettenrecorder), ein paralleler Busanschluss, Monitor- und TV-Anschluss und Netzteilstecker. Die Kompaktheit und Leichtgewichtigkeit des Computers wird – wie bei den meisten unmittelbaren Konkurrenten – durch ein monströses Netzgerät und das Kabeldiklicht erkauft, das dadurch entsteht, dass jedes Peripheriegerät seine eigene Stromversorgung braucht. Was der 800 XL an Programmiermöglichkeiten bietet, reiht ihn vollends ein in die aussichtsreichen Bewerber um einen vorderen Platz im Rennen um Marktanteile im weiter expandierenden Homecomputerbereich. Von den 64 KByte Gesamtspeicher bleiben knapp 40 für die BASIC-Programmierung frei. Natürlich verfügt der 800 XL neben der Textauflösung von 40 x 24 Zeichen, über eine hochauflösende Farbgrafik. Von 256 möglichen Farben sind gleichzeitig 128 auf dem 320 x 192-Punkte-Schirm ansprechbar. Für die akustische Gestaltung von Programmen können vier unabhängige Tongeneratoren angesprochen werden. Die 255 Tönhöhenstufen ergeben einen „wohltemperierten“ Tonumfang von dreieinhalb Oktaven. Der Klangcharakter ist in 14, die Lautstärke in 15 Stufen einstellbar. Damit wird der 800 XL zum programmierbaren Miniatursynthesizer.

Der Umfang der BASIC-Befehle kann sich neben konkurrierenden Computern dieser Preisklasse nicht nur sehen lassen, er geht über das, was andere können, teilweise erfreulich weit hinaus. So sucht man Befehle wie TRACE (zur Fehlerbehandlung), LOCATE (Datensuche auf dem Bildschirm), DRAWTO (Verbindungslinie zwischen Bildschirmpunkten), Zeilennummer-RESTORE oder variablengesteuertes GOTO bei vielen Homecomputern vergeblich.

Funktionstasten

Neben der englischen Normtastatur (QWERTY), mit der Umlaute nur (aber immerhin überhaupt) mittels eines POKE-Befehls angesprochen werden können, findet sich statt eines Ziffernblocks eine senkrechte Leiste von fest belegten Funktionstasten die schnelle Eingriffe in Programmabläufe ermöglichen. Bemerkenswert ist dabei die HELP-Taste mit der in bestimmten Programmen Bedienungshinweise abgerufen werden können. Die Buchstabentasten sind auch mit Grafikzeichen belegt, die allerdings leider nicht auch auf den Tasten selbst erscheinen, so dass man sie entweder auswendig lernen oder sich ein Verzeichnis erstellen muss.

Umfangreiche Peripherie

Das am Ende eindrucksvollste Argument für den Atari 800 XL liefert nicht das Gerät selbst, sondern die Peripherie mit der es umgeben werden kann. Wem ein Diskettenlaufwerk für gut tausend Mark eine zu große Investition ist und wem die Leistungen eines Kassettenrecorders genügen, ist mit knapp 300 Mark dabei.

Bei der Wahl eines Druckers kann man sich zwischen einem Farbdrucker/-plotter, einem Matrixdrucker und einem Typenraddrucker entscheiden, jeder der drei ist für weniger als tausend Mark zu haben. Wem das alles nicht genügt, kann sein Augenmerk schon auf die nächste Atari-Generation richten, die neuen Homecomputer 1400 XL (mit programmierbarem Sprachsynthesizer), und 1450 XL (mit zusätzlichem 254-KByte-Diskettenlaufwerk). Natürlich wird das Prinzip der Aufwärts- und Abwärtskompatibilität auch bei diesen Geräten erfüllt.

Abgesehen davon, dass er die 64-KByte-Speicher gleich an Anfang an fest installiert hat, ist der Atari 800 XL im übrigen identisch mit dem unmittelbarem Vorgängermodell, dem 600 XL. Wie schon bei diesem Computer, so ist auch beim 800 XL vorgesehen, dass mittels eines Moduls CP/M-fähig gemacht werden kann.

Rainer Gebauer

CHIP-Wertung

Was uns gefällt:

– leistungsfähiges BASIC
– großes Peripherie-Angebot

Was uns weniger gefällt:

– englische Tastatur