Video Technology

Reviews

Copyright: CHIP, Ausgabe März 1983
Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Vogel-Verlags!


Konkurrenz für Sinclair

Neue Maßstäbe in der Klasse der Kleinstcomputer setzt Video Technology mit dem VZ-100. Sie attackiert damit gleichzeilig die Vormachtstellung des Sinclair ZX-81.

In seiner Grundversion ist der VZ100-Computer hauptsächlich auf die Belange von Schülern und Studenten zugeschnitten. Auch diejenigen, die ohne großen finanziellen Aufwand für knapp 300 Mark an der neuen Computertechnologie schnuppern wollen, gehören zum potentiellen Anwenderkreis des VZ-100. Geradezu ideal ist der Winzling, dank seines komfortablen Befehlssatzes und seines günstigen Preises, zum Lernen der Programmiersprache BASIC. Dazu kommen die angekündigten Erweiterungsmöglichkeiten. Die Hardware ist unkompliziert, aber funktionell aufgebaut, So ist zum Beispiel kein einziger Schalter an dem Gerät vorhanden. Zur Inbetriebnahme wird einfach der Stecker des separaten Netzgerätes in eine Buchse der Gehäuserückwand gesteckt. Eine Leuchtdiode auf der Gehäuseoberseite zeigt die Betriebsbereitschaft an. Dann braucht nur noch das mitgelieferte Verbindungskabel mit dem Antenneneingang eines Schwarzweißfernsehgerätes verbunden werden und schon kann es losgehen. Das Videosignal muss auf Kanal 36 gesucht werden.

Eine Supertastatur

In dem kompakten Tastaturgehäuse ist ein kompletter Einplatinencomputer mit bestechenden Leistungsmerkmalen enthalten. Man erhält eine echte Systembasis, denn das VZ-100-Konzept ist äußerst ausbaufähig angelegt und das laut Werbung von Video Technologie selbstverständlich auch auf „Low-cost-Basis“.

Die Bildschirmdarstellung im softwarewählbaren Mode (0) geschieht mit 16 Zeilen zu je 32 Zeichen. Die Grafikauflösung beträgt in diesem Format 48 x 64 Pixels. Im Mode (1), dem sogenannten Grafikmode, können schon 64 x 128 Bildpunkte beliebig gesetzt und gelöscht werden. Dieser Mode stellt die Pixels auch in inverser Grafik dar, das heißt schwarze Bildpunkte auf hellem Grund. Es können sowohl Text als auch Grafik gemischt dargestellt werden. Im Mode (1) ergibt sich für viele Zwecke eine ausreichende Möglichkeit zur Erstellung von Funktionsverlaufen. Dank des schnellen BASIC-Interpreters werden auch komplexe Grafiken relativ rasch am Bildschirm aufgebaut.

Bildschirmorientierter Editor

Eine vollständige Tastatur mit 45 prellfreien und angenehm bedienbaren Hartgummitasten ist eine der bemerkenswerten Neuerungen bei diesem Computer. Es handelt sich dabei um eine QWERTY-Tastatur bei der manche Tasten mit bis zu sechs Funktionen belegt sind. Direkten Zugriff hat man lediglich auf die gebräuchlichen ASCII-Zeichen. Auch sind nur Großbuchstaben und keine Umlaute vorhanden. Zusätzlich sind 64 grafische Symbole auf Tastendruck verfügbar.

Dazu kommt noch die Möglichkeit, die BASIC-Befehle mit einem Tastendruck abrufen zu können. Das spart eine Menge Tipparbeit beim Programmieren. Die Cursorsteuertasten in vier Richtungen sowie die Insertfunktion waren eine große Hilfe beim bildschirmorientierten Editieren von Programmen. Der VZ-100 verfügt über einen bildschirmorientierten Editor, während seine Konkurrenten höchstens einen zeilenorientierten Editor bieten. Alle vorhandenen Tasten sind mit der Repeatfunktion ausgestattet.

Superschneller BASIC-Interpreter

Da das Herz des VZ-100-Systems, ein Z80 A-Prozessor mit 3,58 MHz getaktet wird, stellt der BASIC-Interpreter bezüglich der Geschwindigkeit so manchen ausgewachsenen Mikro in den Schatten. Das Gerät ist mit einem 12 KByte Standard-ROM ausgerüstet. Dieser feste Speicherbereich unterteilt sich in ein 4-KByte-Betriebssystem und in den 8-KByte-BASIC-Interpreter. Der implementierte Befehlssatz ist sehr komfortabel und enthält alle gebräuchlichen BASIC-Befehle. Aus diesem Grunde eignet sich der VZ100 ausgezeichnet als preisgünstiges Einsteigermodell und zum Erlernen von BASIC.

Einige kleine Testprogramme erbrachten jedoch, außer dem „Geschwindigkeitsrekord“ der VZ-100 BASIC-Programme keine aufsehenerregenden Neuerungen. Zu erwähnen bleibt noch, dass BASIC-Programme über das eingebaute Kassetteninterface mit Hilfe eines beliebigen Kassettenrecorders auf normale Audiokassetten abgespeichert werden können. Ob die Information auch richtig auf das Band geschrieben wurde, lässt sich mit einer VERIFY-Routine überprüfen.

Speichererweiterung ist notwendig

Ein Nachteil der VZ-100-Basisversion ist der knapp bemessene RAM-Speicherplatz. Beim Testgerät waren durch Inspektion mit PRINTMEM ganze 1236 Bytes dem System zu entlocken. Das ist natürlich auch für sehr eingeschränkte Ansprüche nicht viel.

Der RAM-Speicherbereich kann durch 16- und 64-KByte-Module nach Wunsch erweitert werden. Mit den Preisvorstellungen der Firma Video Technology für diese Speichererweiterungen müssen wir uns bis zum Erscheinen der Gesamtpreisliste bis etwa Mitte des Jahres gedulden.

Geplante Erweiterung des Systems

Die notwendigen Steckverbindungen für Systemerweiterungen sind auf der Rückseite des Tastaturgehäuses zugänglich. Die Liste der geplanten Peripheriebausteine für den VZ100 ist umfangreich und weckt große Erwartungen. So sollen zum Beispiel folgende Baugruppen im Laufe des Jahres 1983 lieferbar sein: Druckerinterface (Centronics kompatibel!), eine preisgünstige Diskettenstation, Telefonmodem, Barcodeleser, Joysticks und zusätzlich ein hochauflösender Monitor. Darüber, wie es mit universellen Eingabe/Ausgabe-Schnittstellen und Analog-Digital-Wandlerkarten aussieht, war den Vorabunterlagen nichts zu entnehmen.

Mathematik und Spiele, sowie Lernprogrammpakete für BASIC, Englisch, Geschichte der USA, Chemie und Physik stehen als Anwendersoftware auf Audiokassetten zur Verfügung. Auch einige der üblichen Geschäftsprogramme, wie zum Beispiel Finanzierungsberechnungen oder Programme für Adressenverwaltung, sind in der vorläufigen Softwareliste für den VZ-100 zu finden. Allerdings sind alle diese Programme bisher nur in Englisch verfügbar. Anwendersoftware in deutscher Sprache wird wie üblich erst einige Zeit nach Markteinführung des Systems angeboten werden. Auf diesem Gebiet werden aus diesem Grund noch viele CHIP-Leser die Gelegenheit haben, sich als Software-Autoren zu profilieren.

Ãœber Möglichkeiten zur Programmierung des VZ-100-Systems in Maschinensprache ist uns bisher auch noch nichts bekannt. Gerade auf diesem Gebiet könnte das System durch seinen schnellen Systemtakt bei kleineren Meßwerterfassungs- und Steuerungsaufgaben am richtigen Platz sein. Unter den BASIC-Anweisungen ist besonders die IF … THEN … ELSE-Anweisung zu erwähnen. Allerdings gilt dabei die Eiinschränkung, dass dieser Befehl komplett in einer Zeile stehen muss.

Bei der Vergabe von Variablennamen gilt die Einschränkung, dass der Name nur aus zwei Buchstaben bestehen kann und mit einem Buchstaben beginnen muss. Demgegenüber kann die Anzahl der Elemente eines Feldes beliebig groß sein und ist im Grunde genommen nur durch den verfügbaren Speicherplatz begrenzt.

Fazit

Die Gesamtbeurteilung fällt ein bißchen schwer, weil von dem System nur ein kleiner Teil ohne seine vielversprechend scheinenden Erweiterungskomponenten getestet werden konnte. Schon die Grundversion des VZ100-Computers zum Preis von 299 Mark ist in seinem Hardware-Aufbau und in seinen Leistungsmerkmalen dem ZX-81 von Sinclair überlegen. Auch ist das Systemkonzept weitaus flexibler angelegt. Als Beispiel sei nur die genormte Centronics-Druckerschnittstelle erwähnt.

Der Rat unserer Testredaktion im jetzigen Stadium ist Abwarten bis das VZ-100-System mit seiner vollständigen Dokumentation am Markt ist und, wenn möglich, bei einem Händler selbst damit spielen. Wir bei CHIP werden sicherlich am Ball bleiben und die neuesten Entwicklungen auf dem VZ-100-Sektor unseren Lesern weitergeben. – Heinz Buchert

CHIP-Wertung

Was uns gefällt:

– unkomplizierter und preiswerter Heimcomputer
– hohe Geschwindigkeit des BASIC-Interpreters
– ausbaufähig bis zum kompletten Mikrocomputersystem

Was uns weniger gefällt:

– RAM-Speicher des Basisgerätes sehr beschränkt
– bisher noch keine Dokumentation für das Programmieren in Assembler

Technische Daten

CPU: Z80 A, Systemtakt 3,58 MHz
Festwertspeicher: 12-KByte-ROM
Arbeitsspeicher: 3-KByte-RAM in der Grundversion, ausbaufähig auf 16-KByte oder 64-KByte-RAM
Systemsoftware: 8-KByte-BASIC-Interpreter und 4-KByte-Betriebssystem im ROM, kein eingebauter Monitor für Maschinensprache
Tastatur: QWERTY-Typ, 45 Hartgummitasten, REPEAT-Funktion, 5 Cursorsteuertasten, mehrfache Tastenbelegung
Bildschirmausgabe: eingebauter UHF-Modulator (Kanal 36), Textmode mit 16 Zeilen a 32 Zeichen, Grafikmode mit 64 x 128-Pixelgrafik, Videoanschlussbuchse
Massenspeicher: eingebauter Kassettenrecorderanschluss mit Software im ROM, Low-Cost-Floppy-Disk-Laufwerk in Vorbereitung
Peripherie und Systemerweiterungen: normierte Centronics-Druckerschnittstelle, Telefon-Modem, Lichtgriffel, BAR-Codeleser, Spielknüppel, hochauflösender Monitor (alles etwa ab Mitte 1983 verfügbar)
Anwendersoftware: umfangreiche Softwarebibliothek auf gewöhnlichen Audiokassetten (ca. ab Mitte 1983, meist in Englisch)
Abmessungen: 29 x16 x5 cm
Netzteil: 9 Volt, 1,2 A