Schon 1975 will Steve Wozniak seit einiger Zeit einen eigenen Heimcomputer am Homebrew Computer Club in Palo Alto (Kalifornien, Silicon Valley) entwickeln. Seit ein paar Jahren entwickelt er FORTRAN Compiler und BASIC Interpreter für theoretische Maschinen, aber aufgrund des fehlenden Geldes, kann er keinen Prototypen aufbauen.
Zuerst schaut er sich den Intel 8080 (das Herz des MITS Altair) an. Aber der Preis von $179 ist viel zu hoch. Die Entscheidung den 8080 nicht zu benutzen, ist sehr tollkühn, da der 8080 zu diesem Zeitpunkt den Mittelpunkt des Universums im Computerclub darstellt. Eine andere Alternative, der Motorola 6800, interessiert Wozniak noch mehr als der 8080. Jedoch ist auch dieser Chip zu teuer, aber er und sein Freund Allen Baum entdecken noch einen anderen Chip, der fast gleichwertig mit dem 6800 ist, aber anstelle der $175 nur $25 kostet: Der 6502 von MOS Technology.
Bildhinweis: Der Apple I links oben (mit dem halb blauen Gehäuse) wurde von Robert Roth, Riverside California, USA, gebaut, die Plastikgravur stammte von seinem Vater John Roth.
Jobs knüpft Kontakte mit Paul Terrell dem Besitzer eines neuen Computerladens The Byte Shop. Dieser bekundet Interesse an dem neuen Computer, der später als Apple I bekannt wird, will ihn aber nur als vollständiges System verkaufen und falls sie ihm dieses zusagen, will er auch gleich 50 Stück bestellen. Nach einigen schlaflosen Nächten, liefern Jobs und Wozniak die Rechner aus und obwohl diesen ein Netzteil, Tastatur und Monitor fehlen, kauft Terrell diese wie versprochen. Der Apple I wird im July 1976 für $666.66 angeboten und bis auf 25 Stück werden 200 Einheiten in einem Zeitraum von 10 Monaten verkauft.
Obwohl der Apple I schon einfacher zu bedienen war als der Altair, wurde es Zeit, diesen wesentlich zu verbessern. Steve Wozniak muss noch über 3K Hex-Bytes eingeben, bevor das BASIC benutzt werden kann.
Die Werbung lautet: „Our philosophy is to provide software for our machines free or at minimal cost.“ Das Interface funktioniert auch, allerdings nur, wenn sehr hochwertige (und somit auch teure) Kassettenrekorder angeschlossen werden. Damit der Rechner nicht weiterhin als einfache Platine angeboten wird, beauftragt der Byte Shop einen Tischler, Holzkästen für den Apple I zu bauen.
Die acht Erweiterungsslots sind ein weiteres wichtiges Feature des Apple II. Dadurch wird der Rechner zwar teurer in der Herstellung, aber Wozniak weiß aus eigener Erfahrung, dass User immer irgend etwas finden, was in die Slots passt… Ein echtes Problem ist aber der HF-Modulator (Anschluss für einen Fernseher), der zu sehr stört. Marty Sperge (M&R Electronics) bekommt die Aufgabe diesen neu zu entwickeln, damit die FCC Richtlinien eingehalten werden. Die Übereinkunft sieht vor, dass M&R den HF-Modulator baut und Apple sich auf seinen Rechner konzentriert. Jobs sichert Spergel zu, dass pro Monat mindestens 50 Stück verkauft werden; Jahre später schätzt Spergel, dass über 400.000 Stück verkauft worden sind.
Apple entwickelt auch ein spezielles Netzteil für den Apple II: ein Schaltnetzteil, das sehr kompakt und ohne Lüfter auskommen musste. Zudem musste der Entwickler Rod Holt dafür sorgen, dass das Netzteil weniger Wärme erzeugt. Auch wenn heute oft behauptet wird, dass Apple das Schaltnetzteil erfand, es gab sie schon seit den späten 1960ern. Apples Netzteil war aber innovativ genug, dass sie ein Patent darauf erhielten.
Wozniak entwickelt zu dem BASIC noch einen Erweiterungschip „Programmer’s Aid #1“, der u.a. folgende Features bietet: Neunummerierung eines BASIC-Programms; Verify-Routinen für Aufzeichnungen auf Cassette; Speichertest; Tonerzeugende Funktionen für den eingebauten Lautsprecher (entwickelt von Gary Shannon); Programmierung von Hi-Res Grafiken und Farbe von BASIC aus.
Das endgültige Gehäuse unterscheidet sich dann aber erheblich von denen der Mitbewerber. Die anderen Rechner sehen aus, als wären sie zu Hause zusammengebaut worden (was auch viele sind), der Apple II hat dagegen keine sichtbaren Schrauben und er sieht auch mehr wie eine Schreibmaschine aus, aber immer noch futuristisch genug für einen Computer.
Andere ästhetische Aspekte denen sich Jobs widmet sind u.a. die Farbe des Keyboards, die Lüftungsschlitze des Rechners, damit kein (lauter) Lüfter benötigt wird und die Form und Farbe des Gehäuses. Es beauftragt sogar extra den Ingenieur Rod Holt ein Netzteil zu entwerfen, das nur über eine geringe Wärmeentwicklung verfügt. Dieser arbeitet zwar zu dieser zeit bei Atari, wird aber davon überzeugt Wozniak und Jobs zu helfen.
Apple beeilt sich, um den Apple II auf der ersten Computermesse an der Westküste im April 1977 vorzustellen. Chris Espinosa und Randy Wigginton, zwei High-School Schüler und frühe Angestellte bei Apple, schreiben einige Programme und die graphischen Fähigkeiten des Apple II zu demonstrieren. Auch das Firmenlogo, bisher ein Bild von Isaac Newton, der unter einem Apfelbaum sitzt, wird von Rob Janov aus der Regis McKenna Agentur neu entworfen.
Apple hat zwar nur einen kleinen Messestand, da dieser sich aber nahe des Eingangs befindet und Apple ein sehr professionell aussehenden Stand vorweisen kann, zieht die junge Firma viele Blicke auf sich. Nach der Messe wird Apple zwar von Zeitschriften wie Dr. Dobb’s Journal nicht erwähnt, trotzdem werden aber in den nächsten Monaten über 300 Apple II geordert (der Preis $1298, im Vergleich kostete ein PET $595 und der TRS-80 $600).
Die ersten Rechner werden mit einem 30-seitigen Handbuch ausgeliefert. Die Seiten sind photokopiert und enthalten noch einige handschriftlichen Notizen von Wozniak. Dieses Handbuch wird aber später durch ein gedrucktes ersetzt, das „Apple II Technical Reference Manual“ (auch als Red Book bekannt).
Die Inbetriebnahme des Rechners verläuft recht abenteuerlich: Schaltet man den Apple II an, so ist der Bildschirm erst einmal voller Zeichen und teilweise auch bunter Punkte (wenn der Low-Res Grafikmodus an ist); jetzt muss man die RESET-Taste drücken und der Bildschirm beinhaltet danach nur noch einen Stern in der linken oberen Bildschirmecke. Mit der Tastenkombination Ctrl+B gelangt man schließlich ins BASIC.
Ende 1977 verbessert Apple seinen Rechner ein wenig, u.a. mit einem Floating-Point BASIC („Applesoft“) und einer Drucker-Interfacekarte. Apples Präsident Mike Markkula ist mit dem Kassettenrekorder-Interface nicht mehr zufrieden und setzt ein Floppy-Laufwerk auf die Aufgabenliste für das nächste Jahr. Obwohl Wozniak keine Ahnung hat, wie diese Laufwerke funktionieren, besorgt er sich ein Handbuch von Shugart (ein Laufwerks- Hersteller aus Silicon Valley). Er entwirft ein Interface und nachdem er sich bei anderen Firmen umgesehen hat, stellt er fest, dass dieser recht klever gelungen ist; benutzen andere Firmen Hard-Sectored Disks und benötigen dafür extra Hardware, verwendet Wozniaks Lösung Soft-Sectored Disks und benötigt keine extra Hardware.
Disk II ist im Juli 1978 zusammen mir einer ersten Version von DOS 3.1 zum Preis von $595 verfügbar. Zuerst kaufen sie die Laufwerke noch von Shugart, um aber Kosten zu reduzieren, wechseln sie zu ALPS Electronic in Japan.
Der Apple II+ wird für $1195 verkauft. Des weiteren wird ein Clone unter dem Label Bell & Howell für Ausbildungszwecke in Schulen produziert. Dieser besitzt ein schwarzes Gehäuse anstelle eines beige-farbenen und wird deshalb auch „Darth-Vader Apple“ genannt. Die Rev.7 des Apple II Motherboards kann endlich auch Kleinbuchstaben darstellen, allerdings nur durch einen kleinen Eingriff durch den Benutzer, der einen Chip austauschen muss.
Schon Ende 1978 beginnt Apple mit einigen Versuchen, einen neuen Apple zu entwickeln. Der erste Versuch ist ein erweiterter Apple II, der aber nie fertiggestellt wird. Apple beginnt auch mit der Entwicklung eines Rechners, der mehr als einen Mikroprozessor verwendet und so um ein vielfaches leistungsfähiger ist. Dieser trägt den Codenamen Lisa und ist so revolutionär, dass er noch einige Jahre braucht bis er produziert werden kann.
Der Apple-II-Emulator des Apple III soll auch nicht leistungsfähiger als ein echter Apple II sein. So schaltet dieser auf die originalen 1 MHz des Apple II herunter und kann auch nur 48 KB RAM adressieren. Auch die neuen Fähigkeiten des Computers blieben ihm verwehrt. Hierzu baut Apple sogar extra zusätzliche ICs ein, die nur im Emulationsmodus den Zugriff auf die besseren Funktionen verhindern. Das macht es den besseren Apple-II-Business-Programmen unmöglich, auf dem Apple III zu arbeiten und echte Apple-III-Business-Software ist noch nicht auf dem Markt.
Am 19. Mai 1980 wird der Apple III vorgestellt, aber es gibt Probleme bei der Produktion, fast 100% der hergestellten III sind defekt und müssen nachgebessert werden. Apple hat bereits alle Entwicklungen am II eingestellt, da man auf den Erfolg des Nachfolgers hofft, der aber u.a. aufgrund des hohen Preises (fast doppelt so teuer wie sein Vorgänger) nicht eintrifft. Trotzdem sind einige Weltneuheiten in dem Apple III vorhanden: Cursortasten mit zwei Druckpunkten (die Cursorbewegung wird durch starkes Drücken beschleunigt), neue Steuertasten (als Apple-Taste im Macintosh noch heute vorhanden), ein Betriebssystem (SOS = Sophisticated Operation System, hochentwickeltes Betriebssystem) mit Verzeichnissen und Unterverzeichnissen sowie logischen Laufwerken und einer Echtzeituhr mit Batteriepufferung.
Der IIe ist sehr profitabel für Apple. Er ist nicht nur funktionaler als der II+ für den gleichen Preis, sondern kann auch für den dreifachen Herstellungspreis verkauft werden. Bis Mai 1983 werden 60-70.000 Stück pro Monat verkauft; zweimal mehr als vom II+. Auch als der IIc 1984 erscheint, wird der IIe noch gut verkauft.
1981 trifft Apple ein schwerer Schlag: Wozniak, der den Apple I vollständig und den Apple II bis auf Netzteil allein entwickelt hatte, verunglückt schwer mit seinem Flugzeug und ist mehrere Jahre nicht in der Lage, bei Apple mitzuarbeiten und richtete lieber erfolglose Rockfestivals aus. So verliert Apple ihren Hardware-Guru und der esoterische Steve Jobs übernimmt den Posten des Chairmans im März 1981.
1985 erscheint ein erweiterter IIe, der den IIe mehr kompatibel zum IIc und II+ macht. Das Upgrade verfügt über vier Chips: 65c02, Applesoft/Monitor ROM (2 Chips) und einem Zeichengenerator, der über Grafikzeichen verfügt.
Januar 1987 wird der Platin IIe vorgestellt. Diese Ausgabe des IIe besitzt ein IIgs Keyboard mit einem integriertem 10er-Pad. Er verfügt aber über dasselbe ROM. 1991 stellt Apple sogar eine Platin IIe Emulationskarte für den Macintosh vor, die nur $199 kostet (der passende Mac dazu aber nochmals $2495).
Obwohl Jobs von dieser neuen Technologie begeistert ist und gerne einen neuen Computer entworfen hätte, wird er aus dem Lisa Projekt ausgeschlossen. Nach den Problemen mit dem Apple III wird die Firma 1980 neu organisiert: Apple II und III kommen in eine Division, die Lisa in eine andere unter der Aufsicht von John Couch.
Während der Macintosh als Konkurrenzprojekt mit einem kleineren Team und weniger Geld entwickelt wird als die Lisa, taucht die Idee von einem Komplettsystem ohne vielen Slots auf. Alle notwendigen Features sollen in einem Gerät vereint sein und mit dem graphischen Userinterface von Xerox soll er auch noch leicht zu bedienen sein.
1981 schlägt jemand vor, einen portablen Apple Computer zu entwerfen. Als der Macintosh schon in der Entwicklung ist, nimmt der IIc Gestalt an. Ende 1982 zeigt Paul Dali Jobs ein Photo eines portablen von Toshiba. Die Herausforderung für Jobs ist es, die Apple II Hardware in ein derart kleines Gehäuse unterzubringen. Anstelle eines parallelen Ports, bekommt der IIc schließlich einen zusätzlichen seriellen Port, da dieser weniger Platz wegnimmt. Die Firmware wird von Ernie Beernink, Rich Williams und James Huston geschrieben, u.a. gibt es in Applesoft und dem Betriebssystem einige Modernisierungen.
Das Ziel war es, den IIc für $995 zu verkaufen. Daraus wurden aber dann doch $1295. Die Verkaufszahlen lagen aber trotz aller Bemühungen von Apple hinter denen des IIe.
September 1988 erscheint eine erweiterte Version des IIc, der IIc+, der über ein internes 3.5″ Laufwerk verfügt und nun mit 4MHz anstelle von nur 1MHz getaktet wird; der Verkaufspreis liegt bei $675. Zuerst verkauft sich der IIc+ sehr gut, aber nachdem der Macintosh eingeführt wurde, leidet der IIc+ (und IIgs) immer mehr an deren Popularität.
Bereits Mitte 1983 angekündigt, bringt Western Design Center 1984 einen neuen Mikroprozessor, den 65816, auf den Markt, der den 65c02 voll emulieren kann, aber dennoch ein 16-Bit Prozessor ist und bis zu 16MByte RAM adressieren kann.
Der IIe war leicht zu erweitern und der IIc war leicht zu bedienen. Der nächste Rechner sollte beides vereinen und auch noch über bessere graphische Fähigkeiten verfügen. Wozniak ist am Design des IIgs beteiligt und bestimmt einige wesentliche Punkte in der Architektur. Der IIgs selbst verfügt schließlich über eine verbesserte Grafikauflösung (mit bis zu 16 Farben aus 4096) und der Fähigkeit bis zu 8MByte RAM und 1MByte ROM zu adressieren. Eine weitere Besonderheit des IIgs ist der Soundchip von Ensoniq, für den Rob Moore hart kämpfen muss, damit er auch in den IIgs eingebaut wird. Der Chip kann 15 Kanal-Sound erzeugen und für komplexe Soundeffekte bekommt der Chip einen separaten Block von 64KByte RAM zugeteilt.
Einen Auftrieb bekommt die Firmware-Entwicklung, als die Macintosh und Apple II Division wieder zusammengelegt werden, aufgrund des Ausscheidens von Steve Jobs. Bill Atkinson, der Programmierer, der MacPaint und viele andere Tools für den Mac geschrieben hat, hilft bei der Erstellung der Tools und QuickDraw II für den IIgs. Um den IIgs einfacher zu konfigurieren, wird ein Kontrollfeld geschrieben, das es u.a. erlaubt den Rechner von 1MHz auf 2,8MHz umzuschalten.
Im September 1986 erscheint der Apple IIgs zusammen mit einem 3,5″ Laufwerk für $999. Der IIgs bricht anfangs alle Verkaufsrekorde (auch den des Mac). Bis 1988 wird noch ein erheblich erweiterter IIgs auf den Markt gebracht, u.a. mit einen Userinterface, das noch mehr am Mac angelehnt ist und verfügt über bessere Grafik. Apple bringt auch noch einen IIgs Emulator für den Mac und Mac II heraus. Im Dezember 1993 wird der letzte Apple IIgs produziert.