Level 6: Der verrückte Bergmann

Die Abenteuer um Willy dem Bergmann, gehören zu den beliebtesten Spielen für den ZX Spectrum. Die Spiele werden auf unzählige andere Systeme sowohl offiziell als auch inoffiziell portiert und kaum ein Computerbesitzer Anfang der 80er Jahre hat nicht Manic Miner oder Jet Set Willy gespielt.

Matthew Smith

Matthew Smith (1983)Matthew Smith wird im Februar 1966 in London geboren. Seite Familie zieht ein paar Mal um, bis er schließlich in Wallasey landet. Schon sehr früh interessiert er sich für das Programmieren, zuerst auf einem TRS-80. Mit 14 Jahren erstellt er mit Delta Tower One sein erstes kommerzielles Spiel für dem VIC-20, eine Umsetzung des Arcade-Spiels Galaxian. Es werden nur 13 Kopien verkauft, aber Matthew verdient damit über £50.000. Als nächstes Spiel folgt Monster Muncher, ebenfalls wieder für den VIC-20. Von Bug-Byte Software Ltd, die auf ihn aufmerksam geworden sind, erhält er leihweise einen ZX Spectrum, um als Freelancer drei Spiele für den ZX Spectrum zu entwickeln.

The Birds and The BeesBug-Byte Software Ltd wurde zwei Jahre zuvor, 1980, in Liverpool von Tony Baden und Tony Milner, beides Absolventen im Fach Chemie der Oxford Universität, gegründet. Bug-Byte gehört damit zu den ersten Firmen, die Spiele für die frühen 8-Bit-Computer, mit Sinclair als Schwerpunkt, entwickeln und vertreiben. 1983 veröffentlicht Bug-Byte einige der bekanntesten ZX Spectrum Spiele, z.B. The Birds and the Bees von Adrian Sherwin, das auch die Sprachausgabe mit dem Currah MicroSpeech unterstützt.

Das erste Spiel von Matthew Smith ist Styx. Aber schon mit dem nächsten Spiel, Manic Miner, gelingt ihm ein Riesenerfolg. Er entwickelt es in nur sechs Wochen auf einem Tandy Modell 4 mit einer 5 MByte Harddisk. Das ist möglich, weil und der Tandy genauso wie der ZX Spectrum über einen Z80 Prozessor verfügt. Damit entfallen die langwierigen Wartezeiten beim Laden und Speichern.

Manic Miner

Manic Miner LadebildschirmDas Spielprinzip von Manic Miner, zu dem sich Matthew von dem Atari 800 Spiel Miner 2049er hat inspirieren lassen, ist einfach: In jeder der 20 Räume muss der Spieler mehrere blinkende Gegenstände aufsammeln, bevor ihm die Luft ausgeht. Der noch vorhandene Luftvorrat wird durch einen Balken am unteren Bildschirmrand dargestellt. Hat Willy, so der Name des “verrückten Bergmanns”, alle Gegenstände eingesammelt, beginnt der Ausgang zu blinken und er kann durch diesen in die nächste Raum gelangen. Damit das nicht zu leicht wird, gibt es in jedem Raum allerlei giftige Pflanzen und Gegenstände, die man tunlichst nicht berühren sollte, Aliens und Roboter, die sich durch die Kammer bewegen und deren Berührung ebenfalls tödlich ist. Einige Wege schmelzen zu allem Überfluss auch noch unter Willys Füßen, so dass man zum einen auf diesen nicht stehen bleiben sollte und zum anderen manchmal nur eine Chance hat einen Gegenstand überhaupt zu erreichen. Bei jeder Berührung eines dieser Objekte verliert der Spieler eines seiner Leben, dafür erhält er aber auch nach jeweils 10.000 Punkten ein Extraleben.

Manic MinerSo einfach sich das Spiel anhört, so schwer ist es selbst nach heutigen Maßstäben zu spielen. Es gibt kaum Spieler, die Manic Miner alle 20 Level durchgespielt haben. Es gibt aber einen Cheat Code mit dem es möglich ist, eine der 20 Level frei anzuspringen, um so nicht ständig wieder von vorne beginnen zu müssen. Der Cheat wird durch die Nummer 6031769 freigeschaltet, Matthew Smiths Führerscheinnummer.

Manic Miner ist das erste Spiel auf dem ZX Spectrum, das während des Spiels dauerhaft Hintergrundmusik spielt. Da der ZX Spectrum über keinen dedizierten Soundchip verfügte, ist die CPU ständig mit der Tonerzeugung beschäftigt, weshalb viele glauben, dass die Wiedergabe von Hintergrundmusik nicht möglich ist. Die geschickte Aufteilung von CPU Zeit zwischen Ton-Erzeugung und Spielsteuerung ermöglicht das zuvor nicht für möglich gehaltene dann aber doch. Als Hintergrundmusik läuft „In der Halle des Bergkönigs“, das Edvard Grieg als Stück seiner Schauspielmusik Peer Gynt in Henrik Ibsens dramatischem Gedicht Peer Gynt gegen Ende des 19. Jahrhunderts komponierte. Während des Titelbildschirms läuft „An der schönen blauen Donau“.

Matthew gelingt es auch die begrenzten Grafikfähigkeiten des ZX Spectrum geschickt zu umschiffen. Während des Spiels fallen die Spectrum üblichen Farbklötzchen von 8×8 Pixeln kaum auf.

Manic Miner ist der Auftakt einer Serie von vier Spielen mit dem Bergmann Willy und wird schließlich für zahlreiche Computerplattformen und Videospielsysteme portiert, zuletzt sogar für die Xbox und das iPad/iPhone:

  • Manic Miner (1983), Bug-Byte / Software Projects
  • Jet Set Willy (1984), Software Projects
  • The Perils of Willy (1984), Software Projects
  • Jet Set Willy II (1985), Software Projects

Software Projects

1983 sind Alan Maton, Versandmanager bei Bug-Byte, und Colin Roach, zu dem Zeitpunkt noch bei Imagine angestellt und ehemaliger Mitarbeiter von Bug-Byte, auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung. Auch Matthew ist unzufrieden, fühlt er sich bei Bug-Byte unterbezahlt, trotz der ca. £50.000, die er für Manic Miner erhielt.

Software ProjectsEin Geschäftsmann, den Maton nur flüchtig kennt, hat einen Sohn, Tommy Barton, der sich recht gut im Computerbusiness und Finanzen auskennt. Nach nur einer Stunde hat Maton den Mann mit seiner Vision von Ruhm und Geld überzeugt. Dieser akzeptiert aber nur unter der Bedingung, dass Matthew Smith der dritte Partner sein wird. Smith akzeptiert und verlässt Bug-Byte. Zusammen gründen sie Software Projects, das seinen Firmensitz im The Bear Brand Complex, Allerton Road, Woolton, Liverpool, hat. An seinem 18. Geburtstag, kurz nach der Gründung von Software Project, wird Matthew dritter Gesellschafter und hält etwas weniger als ein Drittel der Anteile.

Popular Computer Weekly 8.12.1983Die Rechte an Manic Miner kann Matthew aufgrund eines Versehen in seinem Vertrag mitnehmen, Bug-Byte hatte das Spiel nur lizenziert und nicht gekauft. So ist Software Projects in der Lage schon kurz nach der Veröffentlichung von Manic Miner seitens Bug-Byte den Spielehit auch unter ihrem Label zu vertreiben. Der Verkaufsstart ist der 28. November 1983, rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft. Bug-Byte wird die weitere Produktion untersagt, sie dürfen aber noch die schon knapp 50.000 produzierten Kassetten verkaufen.

Auch wenn die beiden Versionen von Manic Miner auf den ersten Blick gleich aussehen, es gibt einige Unterschiede. Aufgrund des Copyrights ist natürlich der Lauftext unterschiedlich, aber es gibt auch in den einzelnen Räumen Unterschiede:

Manic MinerIn „Processing Plant“ wurde am Ende des Förderbands ein Busch gegen einen Pac Man Geist ausgetauscht. In „Amoebatrons‘ Revenge“ sehen die Bug-Byte Amöben wie Kraken mit zusätzlichen Tentakeln aus, bei Software Projects ähneln sie eher Käfern. Während im Original Dreschmaschinen in „The Warehouse“ auf und ab wandern, sind es jetzt Triangeln, das Logo von Software Projects. Die wichtigste Änderung betrifft aber nicht die Räume: Software Projects änderte den Cheat Code von Matthews Führerscheinnummer zu „typewriter“.

Im Mai 1985 ergeht es Bug-Byte wie vielen anderen Firmen. Aufgrund eines schweren Jahres liquidieren sie freiwillig ihr Unternehmen. Die Rechte an Bug-Bytes Spielen und Markennamen werden von Argus Press PLC gekauft. Argus veröffentlicht noch einige eigene Spiele unter der Marke Bug-Byte, bis sie schließlich 1987 von Grandslam Entertainment aufgekauft werden.

Jet Set Willy

Jet Set Willy LadebildschirmBei Software Projects beginnt Matthew an einem Nachfolger zu Manic Miner zu arbeiten. Die Fertigstellung des Nachfolgers dauert aber wesentlich länger als die sechs Wochen, die er noch für Manic Miner benötigte. Als Jet Set Willy im Anfang 1984 erscheint, wird es wie sein Vorgänger ein Erfolg.

Das Spiel handelt von dem müden Bergmann Willy, der seine Villa nach einer großen Party von allerlei Gegenständen reinigen muss. Hat er das erledigt, erlaubt ihm Maria sein Schlafzimmer zu betreten. Die Villa kaufte sich Willy von dem in seinen Abenteuern in Manic Miner erhaltenen Reichtum. Aber auch wie die Höhlen in Manic Miner, ist auch Willys Villa, der Strand und seine Yacht voller seltsamer Kreaturen. Willy bleibt nichts anderes übrig, als die Räume zu erkunden und die dort befindlichen Gegenstände einzusammeln.

Jet Set WillyWie schon bei Manic Miner ist das Spiel Plattform-basiert, aber anstelle eines abgeschlossenen Raums umfasst die Villa mehrere Räume, die untereinander verbunden sind, so kann sich Willy von Raum zu Raum fast frei bewegen. Jet Set Willy gehört somit zu den ersten nicht-linearen Spielen, in denen der Spieler seine Umgebung frei erkunden kann. Die Villa umfasst ganze 60 Räume, dreimal so viele wie bei Manic Miner. Stirbt Willy durch die Berührung eines der Objekte, beginnt er wieder an der Stelle an der er den Raum betreten hat. Dadurch entsteht aber auch eine Situation, in der Willy alle seine Leben auf einmal verlieren kann, indem er z.B. wiederholt aus zu großer Höhe fällt. Die Steuerung ist ebenso einfach gehalten wie beim Vorgänger: Links, Rechts und Springen.

Software Projects stellt sogar einen Preis von einer Flasche Champagner, sechs Champagner-Gläsern und einem Helikopterrundflug für den Spieler in Aussicht, der als erstes die korrekte Anzahl von Champagner-Gläser, die Willy einsammeln muss, nennen kann. Der Preis geht an Ross Holman und Cameron Else, die festgestellt haben, dass das Spiel nicht beendet werden kann, da ein Objekt im „First Landing“ nicht eingesammelt werden kann. So können insgesamt nur 82 anstelle der vorgesehenen 83 Objekte eingesammelt werden.

In der ZX Spectrum Version wird Beethovens „Mondscheinsonate“ als Titelmusik gespielt und als Hintergrundmusik während des Spiels „If I Were a Rich Man“ aus dem 1964 von Sheldon Harnick und Jerry Bock geschriebenen Musical „Fiddler on the Roof“.

Als das Spiel veröffentlicht wird, enthält es einige Fehler, die verhindern, dass das Spiel überhaupt beendet werden kann. Der schlimmste Fehler betrifft den Raum „The Attic“. Betritt der Spieler diesen Raum, werden verschiedene andere Räume zerstört, z.B. verschwinden alle Monster aus „The Chapel“ oder andere Räume sorgen für einen sofortigen Verlust aller Leben, wenn Willy sie betritt. Das Problem liegt darin, dass aufgrund eines Fehlers in der Wegbeschreibung in „The Attic“ die Spieldaten von anderen Räumen überschrieben werden. Versucht Software Projects diesen Fehler ursprünglich noch als gewolltes Feature zu verkaufen, veröffentlichen sie letztendlich ein paar POKEs, die diesen beseitigen. Weitere Fehler betreffen Objekte, die nicht erreichbar sind oder nicht eingesammelt werden können ohne ein Leben zu verlieren.

Jet Set Willy FarbcodesDa Jet Set Willy auf Kassette ausgeliefert wird, ist es, wie andere ZX Spectrum Spiele auch, sehr leicht diese zu kopieren. Aus diesem Grund überlegt sich Software Projects einen Kopierschutz mit einer Farbkarte bestehend aus 180 Farbkodierungen, von denen einer nach dem Laden des Spiels eingegeben werden muss. Da Farbkopierer noch nicht existieren, ist es recht schwer eine Kopie dieser Karte zu erstellen. Allerdings sind die Farbkodierungen auch schwer für den ehrlichen Käufer des Spiels zu erkennen.

Schon bald entwickeln Spieler eigene Mods und dazu zahlreiche Tools, um Jet Set Willy und seine Grafiken zu modifizieren (sogar für Windows existiert ein Editor). Das Magazin „Your Spectrum“ veröffentlicht in seiner Ausgabe 4 einen Artikel „JSW – A Hacker’s Guide“, in dem der Autor ein paar Hacks erklärt. In Ausgabe 13 veröffentlichen sie ein Programm, das einen zusätzlichen Raum „April Showers“ hinzufügt und in Ausgabe 15 beschreibt das Magazin detailliert die Datenstrukturen, mit denen die Räume in Jet Set Willy kodiert sind. Die Softwareverlage Spectrum Electronics und Softricks veröffentlichen 1984 Jet Set Willy Editoren, die es ermöglichen eigene Räume zu entwerfen und mit deren Hilfe sogar komplett neue Abenteuer für Willy entworfen werden. Zu den besten Mods gehören das inoffizielle Jet Set Willy III von Amo P. Gitz und Join the Jet Set von Richard Hallas.

Manic Miner - Dragon 32Software Projects veröffentlicht auch Portierungen für den BBC Micro, Acorn Electron, MSX, Commodore 16 und Commodore 64. Für den Dragon 32/64 wird eine erweiterte und leicht veränderte Version, allerdings in Graustufen, veröffentlicht. Diese Version wird später als Farbversion auf den Acorn Archimedes konvertiert.

Jet Set Willy wird 1985 als eines von vier Spielen in der Kompilation „They Sold a Million“ von The Hit Squad neu aufgelegt. Weitere Programme in der Kompilation sind Beach-Head (US Gold Ltd), Daley Thompson’s Decathlon (Ocean Software Ltd) und Sabre Wulf (Ultimate Play The Game). Im selben Jahr wird auch Manic Miner von Amsoft, ein Unternehmen von Amstrad, erneut veröffentlicht.

Jet Set Willy – The Final Frontier

Die beiden Programmierer Derrick Rowson und Steve Wetherill bekommen die Aufgabe Manic Miner und Jet Set Willy auf den Amstrad CPC zu konvertieren. Bei der Konvertierung von Manic Miner stehen die beiden Programmierer noch vor dem Problem, dass sie keinen Zugriff auf den Sourcecode besitzen und zunächst das Original disassemblieren müssen. Zudem sind beide nicht mit der neuen Hardware des Amstrad CPC vertraut und müssen dessen Fähigkeiten erste einmal ausloten. Als diese Hürden aber geschafft sind, kommen sie mit der Umsetzung von Manic Miner sehr gut voran.

Jet Set Willy 2Nach Manic Miner fällt ihnen die Umsetzung von Jet Set Willy schon sehr viel einfacher. Während ihre Umsetzung von Manic Miner mit der Version des ZX Spectrum fast identisch ist, erweitern sie Jet Set Willy um weitere 71 Räume (das Original hatte gerade einmal 60 Räume). Es gibt unzählig viele neue Inhalte, sie setzen sogar eine Rakete auf Willys Villa, damit er den Weltraum erkunden kann. Aus diesem Grund bekommt die Konvertierung auch den Titel Jet Set Willy – The Final Frontier. Da für die neuen Räume der Speicherplatz nicht ausreichen würde, entwickelt Derrick eine Methode die Räume komprimiert im Speicher abzulegen. Nun können sie sich mit ihrem speziell für Jet Set Willy geschriebenen Raum-Editor frei entfalten und kreieren einen Raum nach dem anderen, viele mit kleinen Anspielungen auf bekannte Personen, Ereignissen oder andere Spiele. Sie haben sogar genug Zeit, die vielen kleinen Fehler in den ursprünglichen Räumen zu beseitigen. Trotzdem ist die Konvertierung keine leichte Aufgabe. Derrick und Steve arbeiten zum Schluss praktisch Tag und Nacht, um die Umsetzung zu vollenden. Am Ende ist die Umsetzung nicht nur Aufgrund der zusätzlichen Räumen besser als das Original, sondern auch wegen der vielen kleinen Verbesserungen und Fehlerbeseitigungen. Jet Set Willy – The Final Frontier wird im April 1985 veröffentlicht.

Jet Set Willy 2Es gibt auch ein paar versteckte Features. So existiert im Raum „Trip Switch“ ein Schalter, der es ermöglicht zu einer Yacht zu gelangen. Hat man mindestens 150 von den 175 möglichen Objekten gesammelt darf Willy in sein Schlafzimmer. Zum krönenden Abschluss bekommt der Spieler eine Überraschung zu sehen, er befindet sich wieder in der „Central Cavern“ aus Manic Miner – Willys immer wieder kehrenden Albtraum. Aufgrund des Spieldesigns ist diese Höhle aber nicht spielbar.

Steve Wetherill wechselt kurz nach der Veröffentlichung zu der Liverpooler Softwareschmiede Odin Computer Graphics.

The Mega Tree

Nach Jet Set Willy beginnt Matthew damit, einen Nachfolger unter dem Titel The Mega Tree (auch bekannt unter Willy Meets the Taxman) zu entwickeln, allerdings entwickelt er es diesmal nicht für den ZX Spectrum, sondern für den Commodore 64. Der damals 18jährige Matthew bekommt sogar Unterstützung von zwei Kollegen, aber da sie völlig auf sich alleine gestellt sind und Matthew auch nicht gerade diszipliniert bei der Arbeit ist, kommen sie nicht voran. Das Projekt wird schon drei Monate nach dem Start wieder eingestellt.

Jet Set Willy II

Jet Set Willy 2Auch wenn es nach der Mega Tree Pleite kein neues Abenteuer von Willy zum Weihnachtsgeschäft 1984 geben wird, benötigt Software Projects ein neues Spiel. Da haben die beiden Geschäftsführer auf eine Idee: Die CPC Umsetzung soll wieder zurück auf den ZX Spectrum als Jet Set Willy II konvertiert werden. Derrick bekommt das Projekt. Es ist aber nicht ganz einfach den Code wieder auf das eingeschränkte Grafiksystem des ZX Spectrum zurück zu portieren. Der Code, der die Kollisionen von Objekten ausmacht, ist schwer zu konvertieren, und muss komplett neu geschrieben werden. Auch an anderen Stellen muss Derrick den Code neu erstellen und optimieren. Letztendlich ist Jet Set Willy II trotz des mehr als doppelt so großen Umfangs schneller als das Original.

Jet Set Willy 2Zeitgleich arbeiten John Darnell und Steve Birtles an der Commodore 64 Umsetzung von Jet Set Willy II. Obwohl sie auf dem selben Flur arbeiten, gibt es zwischen den beiden Gruppen keinerlei Zusammenarbeit. So profitiert die C64 Umsetzung auch nicht von den zahlreichen Verbesserungen, es gibt sogar neue Fehler, die es unmöglich machen das Spiel zu beenden, z.B. lassen sich nicht alle Objekte im „Wine Cellar“ einsammeln.

Wie bei Manic Miner und Jet Set Willy auch, gibt es in der CPC Version einen Cheat Code, der es ermöglicht Räume über einen „Cartography Room“ schnell anzuwählen. Es muss während gedrückter ESC-Taste der Code „HIEMMRAIDNAPRRRTT“ eingegeben werden.

Das Ende von Software Projects

Matthew SmithIm Jahr 1988 schließt Matthew Software Projects ohne das weitere Programme fertiggestellt werden. Er lebt ab 1995 in einer niederländischen Kommune und wird im Oktober 1997 aus den Niederlanden ausgewiesen, angeblich weil er versäumt habe seine Aufenthaltspapiere in Ordnung zu halten. Seitdem lebt er wieder in Großbritannien. 1999 kehrt Matthew wieder in die Spieleindustrie zurück und nimmt einen Job bei Runecraft in Dewsbury an. Kurz darauf geht das Unternehmen in Konkurs und es erscheint nur das Spiel Scrabble für den Game Boy Color. Aktuell arbeitet Matthew für Elite Systems, die einige klassischen Spiele für mobile Geräte, wie iPad und iPhone, neu aufgelegt haben.

In der für iOS erhältlichen App sind Klassiker, wie Manic Miner, Jet Set Willy, Auf Wiedersehen Monty, Back to Skool, Barbarian, Bruce Lee, Chaos, Cybernoid, Everyone’s a Wally, Grand national, Head over Heels, Match Day, Robin of the Wood, u.a. enthalten. Im Februar 2014 muss Elite die App aus dem Store nehmen, da einige Veröffentlichungsrechte von Programmen, die als In-App Kauf verfügbar sind, mit den ursprünglichen Entwicklern nicht eindeutig geklärt sind.

Weitere Spiele und Portierungen

Attack of the Mutant Zombie Flesh Eating Chickens From MarsEin weiteres Spiel von Matthew Smith wird 1987 unter dem Titel Attack of the Mutant Zombie Flesh Eating Chickens From Mars zwar angekündigt, aber nicht veröffentlicht, da Matthew angeblich mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist.

Manic Miner wird offiziell für den Commodore 64, Commodore 16, Amstrad CPC, BBC Micro, Dragon 32 und Dragon 64, Commodore Amiga, Oric 1, Game Boy Advance, MSX, SAM Coupé, Xbox und Mobiltelefone konvertiert. Dabei gibt es je nach System mehr oder weniger große Unterschiede, z.B. besitzt Manic Miner von Roy Coates für den Dragon 32/64 zwei neue Höhlen und einen anderen Cheat Code „P P PENGUIN“. Eine Umsetzung für die Xbox 360 erscheint am 21. Juni 2012 unter den Namen Manic Miner 360.

Manic Miner - SAM CoupéJet Set Willy und Jet Set Willy II erscheinen jeweils für den BBC Micro, Acorn Electron, MSX, Commodore 16 und Commodore 64. Die BBC Micro und Commodore C64 Version enthalten jedoch Fehler, die es unmöglich machen das Spiel zu beenden. Für den Amstrad CPC erscheint eine erweiterte Version von Jet Set Willy unter dem Titel Jet Set Willy – The Final Frontier. Diese Version wird zurück auf den ZX Spectrum portiert und schließlich unter dem Namen Jet Set Willy II veröffentlicht.

Jet Set Willy - AmigaSoftware Projects beginnt zwar Jet Set Willy für den Commodore Amiga und Atari ST zu portieren, sie beenden das Vorhaben aber vor seiner Fertigstellung. 1990 bringen sie aber immerhin Manic Miner für den Commodore Amiga heraus, 1992 folgt Jet Set Willy II.

Inoffizielle Portierungen

Manic Miner - WindowsEs gibt mehrere Umsetzungen von Manic Miner und Jet Set Willy für den PC (Windows, DOS und Linux), Apple Macintosh, Atari ST, ZX81, Sony PlayStation, Nintendo 64, Neo Geo Pocket Color, Acorn Archimedes, Orao, Z88, PMD 85, HP48 und Microsoft Zune.

1987 veröffentlicht Tynesoft eine Portierung von Jet Set Willy für die 8-Bit Atari Computer. Diese Umsetzung wird aber aufgrund ihrer schlechten Umsetzung durchweg kritisiert, einzig der Soundtrack , der von Rob Hubbard komponiert wird, ist ein kleines Highlight. Im Jahr 2007 konvertiert Krzysztof Dudek die original ZX Spectrum Version noch einmal, behält aber Rob Hubbards Soundtrack. Diesmal ist die Version wesentlich authentischer als die Portierung 20 Jahre zuvor.

Die SAM Coupé Version von Jet Set Willy wird 1992 von Matthew Holt programmiert. Wie das Original erfordert diese auch ein pixelgenaues Timing beim Spielen. Grafik und Sound wurden umfangreich von František Fuka aktualisiert. Da der Rechner über eine wesentlich bessere Farbgrafik verfügt, sind die Sprites besser aufgelöst und farbenfroher. Zusätzlich zu den 20 Räumen des Originals gibt es 40 weitere, die von David Ledbury und Gewinnern eines Wettbewerbs entworfen wurden, der von SAM Computers Ltd ausgerichtet wurde.

Downloads

Im Eintrag zu Sinclair sind unter Downloads Portierungen von Manic Miner und Jetset Willy für Windows herunterladbar.

Danksagungen & Links
Einige Bilder und Informationen stammten aus folgenden Quellen:

Wikipedia – Manic Miner
Wikipedia – Jet Set Willy
Wikipedia – Matthew Smith
Wikipedia – Bug-Byte
Wikipedia – Software Projects
Interview mit Matthew Smith (2005)

Artikel und Interviews:
Your Spectrum, Ausgaben 4, 13, 15
Matthew Smith Interview Nottingham Screenplay Festival, February 2005
Mersey Byte!, Big K magazine, Nr. 4 Juli 1984
Personal Computer Games Magazine, März 1984
Sinclair User, Dezember 1984
Popular Computer Weekly, 8.-14.12.1983

Bilder:
Matthew Smith (1983), Bits’n’Pieces, Gameplan TV 1983
Matthew Smith (Wikipedia, CC-SA-BY, User Jontintinjordan