Exidy Systems Inc

Reviews

Copyright: CHIP, Ausgabe Januar 1980
Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Vogel-Verlags!


Großmeister

Was soll man davon halten, wenn ein Gerät unter dem Namen „Zauberer“ auf dem Markt angeboten wird und es sich bei diesem Zauberer auch noch um einen Mikrocomputer handelt? CHIP hat sich dieses geheimnisvollen Angebots näher angenommen und wirklich Bezauberndes gefunden.

Es fängt beim Auspacken an. Da kommt einem ein koffergroßer Karton ins Haus (er hat sogar einen Griff), in dem sich ein sandfarbenes Gerät verbirgt, etwa doppelt so groß wie die Tastatur, die es beherbergt. Mit seinen 48 cm Breite, 33 cm Tiefe und 10 cm Höhe dürfte es auf jedem Tisch Platz finden und sieht obendrein noch gut aus. Man bekommt eine ASCII-Standardtastatur mit zusätzlichem numerischen Block, der alle Ziffern von Null bis Neun und die wichtigsten Rechensymbole enthält. Weiter sind Kursortasten integriert und überall noch Grafiksymbole verstreut (Bild 1). Natürlich verlockt es einen, erst einmal darauf zu spielen – und: von Billigausführung keine Spur. Die Tasten haben ein sanftes, aber durchaus präzises Bedienungsgefühl. Man könnte stundenlang darauf schreiben. Und was die innere Qualität anbelangt: Es ist beim Test auch mit Gewalt nicht gelungen, einen Preller zu erzeugen. Einige Tasten auf der Haupttastatur sind dunkler ausgeführt und mit „GRAPHIC“, „RUN/STOP“, „CLEAR“, „RESET“ und nochmal „RESET“ bezeichnet. Zweimal „RESET“? In der Tat: Um das Gerät rückzusetzen, muss man beide „RESET“ Tasten zugleich drücken. Eine allein gilt nicht – eine wunderbare Erfindung, die man erst richtig zu würdigen weiß, wenn einem (auf anderen Computern) stundenlang eingetippte Programme flötengegangen sind, nur weil man statt des letzten schwungvollen „RETURN“ auf die „RESET“-Taste gekommen ist.

Bei der weiteren Besichtigung fällt auf der rechten Seite ein etwa handbreiter Schacht auf, eine Sorcerer-Zauberei: Er ist nämlich dazu da, sogenannte „ROMPAC“ aufzunehmen, Plastikkassetten, die bis zu 16 KBytes ROM auf einer kleinen Platine enthalten können (Bild 213). Ein Exemplar ist dem Gerät beigepackt: „STANDARD BASIC“ steht darauf. Man steckt die Kassette einfach ein, bis sie spürbar Kontakt aufgenommen hat, und los kann es gehen. (Es ist – fast – narrensicher: Man kann die Kassetten nicht verdreht einschieben, nur sollte man sie nicht bei eingeschaltetem Gerät herausziehen können: Sie dürften das kaum vertragen.)

Die Rückseite schließlich trägt sonst noch Nützliches: „EXPANSION BUS“, „PARALLEL INTERFACE“, „VIDEO OUT“, „SERIAL INTERFACE“, „MIC“, „EAR“ und dann noch Netzkabel, Sicherung und Netzschalter (Bild 4). Das lässt einige Rückschlüsse auf die Möglichkeiten des Grundgeräts zu. Doch verbinden wir erst einmal „VIDEO OUT“ mit einem passenden Monitor, stecken die BASIC Kassette in den Schacht, holen tief Luft und schalten ein…

Zeilen und Zeichen

Ist der Monitor richtig eingestellt, so erhalten wir etwa folgende Meldung:

EXIDY STANDARD BASIC VER 1.0 COPYRIGHT (C) BY EXIDY INC. 31976 BYTES FREE

was zum einen zeigt, dass der Sorcerer beim Einschalten den Anfang des Programms im ROM-PAC sucht, und zum anderen, dass das Testgerät 32KByte-RAM eingebaut hat (Bild 5). (Es gibt Versionen mit 8K-, 16K-,32K- und in Kürze auch 48-K-RAM-Speicher.) Was bei dem Ganzen auffällt, ist die kleine Schrift – Frage: Wieviel wird in welcher Qualität wiedergegeben? „Wieviel“ könnte man nachschlagen (wenn man’s nicht eh schon weiß) „wie gut“ muss man ausprobieren. Und wenn wir schon BASIC haben, machen wir das so:

10 FOR I = 1 TO 200
20 PRINT "0123456789";
30 NEXT I
40 GOTO 40

Das schreibt den Schirm mit Zahlen voll (der letzte Befehl soll ein „READY“ verhindern). Eine Erfahrung am Rande: Die „SHIFT LOCK“-Taste schaltet nur die Buchstaben um, alles andere bleibt, wo es ist und wird bei Bedarf ganz normal durch „SHIFT“ erreicht – bei Programmen, die nur Großbuchstaben vertragen, wirklich eine Erleichterung: Man muss nicht mehr ständig hin- und herschalten.

Ergebnis des Experiments: 30 Zeilen dicht an dicht gepackt mit je 64 Zeichen pro Zeile. Die dichte Packung stört gar nicht mal, da zwischen den einzelnen Zeichen einer Zeile genügend Platz ist. Genau betrachtet finden sich die Zeichen als 5 x 7-Matrix in einer 8 x 8-Zelle. Das gibt zwar bei den Unterlängen Abstriche, denn zur nächsten Zeile ist gerade eine Punktreihe fest, auf der Zeile aber sind es zum nächsten Zeichen immerhin 3 Punkte.

Aber wird nicht die Auflösung des Sichtgeräts überfordert? Keineswegs: 64 Zeichen pro Zeile und 30 Zeilen, jeweils zu 8 Punkten, ergeben ein 512 x 240-Raster; bei einer guten 64 x 16-Anzeige mit einem 8 x 15-Feld pro Zeichen kommt man auf genau dieselben Werte.

Folgerung: Ein Sichtgerät mit sauberer 64 x 16-Darstellung reicht für den Sorcerer aus. Und noch etwas Schönes: Das Bild steht wie eine Eins. Wer einmal mit üblichen amerikanischen 60-Hz-Videointerfaces gearbeitet hat, kann ein Lied davon singen: Man hat immer die 10 Hz Interferenz zum 50-Hz-Netz im Bild, das unangenehm tanzt und wackelt.

Eine kleine Zauberei noch: Die „REPEAT“-Taste wiederholt immer das zuletzt eingegebene Zeichen. Man braucht nicht drei oder vier Tasten gleichzeitig niederzuhalten. Zauberei? Nun, eher ein Zeichen für die Sorgfalt, mit der Exidy vorgegangen ist. Von anderen lässt sich das nicht unbedingt behaupten …

Grafik

Durchdacht bis zum „Plagiat“: Man kann mit dem Sorcerer über die GRAPHIC-Umschaltung auch Symbole ausgeben. Und Durchprobieren aller Tasten fördert die Grafikzeichen des PET zutage (Bild 6). Nun interessiert natürlich, wie diese Zeichen intern dargestellt werden. Nichts einfacher als das! Wozu haben wir BASIC?

10 FOR I=0 TO 255
20 PRINT I; ": ";
30 FOR J = 0 TO 200: NEXT J
40 PRINT CHR (I),
50 NEXT I

Damit wird der (dezimale) ASCII-Kode auf dem Schirm ausgedruckt, ein klein wenig gewartet, damit die Funktion der Steuerzeichen erkennbar wird, und dann das zugehörige Zeichen ausgegeben. Und die ist das Ergebnis: Steuerzeichen werden nicht ausgedruckt (nur die Kursor- und Löschfunktionen), dann folgt bis 127 das normale ASCII-Alphabet, von 128 bis 191 die 64 PET-Symbole … ja, und dann kommt ab 192 noch 64mal immer schön in 8 x 8-Matrix – irgendein undefinierbares Gekruschel auf den Schirm. Was soll das?

Hier hilft nur ein Blick in die Handbücher weiter. Und siehe da: Es sind – über „GRAPHIC“ und „SHIFT“ zugleich angewählte – Grafikzeichen, völlig frei definierbar! Für jede derart umgeschaltete Taste sind in einem Zeichengenerator-RAM 8 Bytes reserviert. Jedes Bit davon bestimmt den in der Matrix des Zeichens wiedergegebenen Punkt, hat aber beim Einschalten irgendeinen zufälligen Wert (daher das „Gekruschel“ auf dem Schirm).

Man kann sich beliebige Objekte, Schriftzeichen, Symbole definieren (Bild 7) – wenn es sein muss, auch durch Zusammenfassen mehrerer Tasten. Bewegte Grafik mit kleinen Einzelobjekten ist damit sehr viel einfacher möglich als mit X/Y-Grafik gleicher Auflösung. Sind die Tasten erst einmal definiert, braucht man nur noch die gewünschte Stelle auf dem Schirm anzugeben und das Objekt einfach ausdrucken zulassen – kein umständliches Verschieben des Bildschirminhalts mehr. In relativ langsamen Sprachen wie BASIC kann man sich so aufwendige Unterprogramme in Maschinensprache sparen.

Zauberei? Wohl kaum, den Exidy verfügt als drittgrößter Hersteller von Bildschirmspielautomaten in den USA über eine reiche Erfahrung in Sachen bewegter Grafik. Wenn dabei 64 Zeichen nicht ausreichen und man mit dem PET im SORCERER nichts anzufangen weiß: Diese  Symbole können ebenso umdefiniert werden. Aber Vorsicht! Bei RESET und bei CLEAR (löscht den Schirm) werden die PET-Symbole wieder in den Zeichengenerator zurückkopiert. Bei der „CLEAR“-Taste ist das recht unangenehm, da man sie leicht aus Versehen betätigt. Entsprechend arbeitet auch PRINT CHR (12), was einen in BASIC Programmen unter Umständen dazu zwingt, den Schirm aufwendig durch Ausdrucken von Leerzeilen zu löschen. Schlamperei? Angesichts der sonstigen Sorgfalt fällt so etwas auf. Immerhin bleiben wenigstens die anderen 64 Grafiksymbole erhalten.

Unter dem Strich hat man so alle 512 x 240 Punkte des Schirms „greifbar“. Allerdings nur unter dem Strich: Echte X/Y-Grafik über den ganzen Schirm bei dieser Auflösung ist nicht machbar. Man muss zeichenorientiert arbeiten, da man auf den Schirm nur über Bildwiederholspeicher (da stehen die Zeichenkodes drin) und Zeichengenerator (der die Zeichenkodes in Punktmatrizen übersetzt) zugreifen kann. Jedoch: Mit Hilfe geschickter Programme, die die verfügbaren Grafiksymbole voll ausnutzen und bei Bedarf zwischen ähnlichen Linien geeignet interpolieren, kann man recht eindrucksvoll „plotten“. Nutzt man alle 128 Grafiktasten aus, so kann man z.B. auch in einem Feld von 16 x 8 Zeichen mit einer Auflösung von 128 x 64 Punkten arbeiten, braucht dann aber passende Unterprogramme zur Definition der Grafiksymbole im X/Y-Betrieb.

Die Stärke des Sorcerer liegt in kleinen bewegten Objekten, frei definierten Schriftzeichen oder ähnlichem. Wenn sehr viel X/Y-Grafik mit hoher Auflösung nötig ist, muss man halt nach etwas anderem Ausschau halten. (Oder den Sorcerer über den S-100-Bus um ein Grafikinterface erweitern – dann hat man mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen!) PET und TRS-80 sind jedenfalls hinsichtlich ihrer Grafikmöglichkeiten voll ausgestochen.

BASIC

In dem mitgelieferten ROM-PAC befindet sich ein 8-K-Microsoft-BASIC (Bild 8), das den eingetippten Quellentext in einen Zwischenkode übersetzt. Dadurch wird das BASIC nicht nur recht schnell (man braucht beim Interpretieren nicht erst langwierig jeden Befehl in einer ASCII-Tabelle nachzusehen), es erleichtert auch die Programmeingabe: Die wichtigsten Befehle benutzen dieselbe Darstellung wie die durch den Benutzer bestimmbaren Grafiktasten. Mit anderen Worten: Will man z.B. „PRINT“ eingeben, braucht nicht mehr langwierig und fehlerintensiv herumgetippt zu werden, man drückt „GRAPHIC“, „SHIFT“ und „X“ – das ist alles. Auf diese Weise lassen sich Programme wesentlich schneller und fehlerfreier eingeben. (Die Lage der Befehle kann man in einem mitgelieferten „Tastenspiegel“ eintragen, der einfach auf das Gehäuse aufgeklebt wird) (Bild 9.)

Leider erscheint dabei nicht „PRINT“ auf dem Schirm, sondern das entsprechende Grafikzeichen für diese Taste. Man kann jedoch alle verfügbaren Eintastenbefehle auf jeweils zwei Zeichen abkürzen, die sich – etwas gegeneinander versetzt – in der 8 x 8-Matrix unterbringen lassen. Einmal definiert, stehen sie auf Kassette gespeichert jederzeit zur Verfügung. Und wenn man dann wie oben „PRINT“ befiehlt, hat man schön deutlich „PR“ in der Anzeige stehen – bequemer geht’s kaum noch.

Allerdings hört hier der Sorcerer im BASIC auch schon auf. Im Grunde bekommt man eine Fernschreiberversion. Wäre es wirklich so viel Aufwand gewesen, z.B. noch Ediermöglichkeiten mit dem Kursor (wie beim PET) mit einzubauen? Offensichtlich ist das BASIC eine recht provisorische Beigabe. Genauere Betrachtung des Kodes ergibt z.B., dass es sich im wesentlichen um ein 8080-Programm handelt. Dadurch geben die 8K nicht alles her, was mit dem verwendeten Z80 möglich wäre. Man vermisst auch von anderen Gewohntes, z.B. „PRINT USING“ oder verschiedene Rechengenauigkeiten.

ROM-PAC

Dennoch: Das BASIC ist nicht schlecht! Und die Idee mit den ROM-Kassetten ist einfach genial. Man hat 4, 8 oder 16 KBytes im Wortsinne zur Hand: Ausschalten – ROM-Kassette raus – ROM-Kassette rein – einschalten – fertig. Wenn es jetzt noch möglich wäre, das Gerät dabei eingeschaltet zu lassen … welch eine Zauberei! Und das ist derzeit zu haben: Standard-BASIC (wird mitgeliefert), ein Assembler, ein Texteditor, die Möglichkeit, den Sorcerer als intelligentes V24-Terminal zu betreiben, und nicht zu vergessen – eine Leerpackung, in der vier EPROM vom 2708 bis zum 2732 Platz haben.

Der Assembler ist recht vielseitig: Er erzeugt frei verschiebbare Programmoduln, die beliebig zusammengebunden werden können. Man kann dabei nach Belieben Speicher, Kassettenrekorder, Bildschirm bzw. Tastatur als Ein-/Ausgabe wählen. Im einzelnen besteht er aus einem zeilenorientierten Editor, dem Assembler selbst, der Z80-Mnemonics verarbeitet, einem Lader und Binder und einem Debugger, der den Zugriff auf alle Z80-Register und den Speicher erlaubt und Haltepunkte verarbeiten kann. Es fehlen eigentlich nur noch Makromöglichkeiten und ein Disassembler – aber das kann man von einer 8-K-Packung nicht mehr erwarten.

Mit der Textverarbeitungspackung kann man beliebig durch Kursorsteuerung auf dem Schirm edieren, der dabei eine Art „Fenster“ im Text ist, Randüberschreitende Wörter kommen automatisch auf die nächste Zeile, Wagenrückläufe dienen nur noch zum Trennen verschiedener Absätze. Der fertiggestellte Text kann wahlweise über eine Fernschreibmaschine (z.B. eine Selectric) oder einen Typenraddrucker mit fein einstellbarer Schrittweite ausgegeben werden. Im letzteren Fall ist Proportionaldruck möglich. Auf alle Fälle jedoch kann man ohne und mit Randausgleich bei frei wählbarer Zeilenlänge drucken, erhält auf Wunsch Seitenzahl und Kopftitel auf das Blatt und vieles mehr. Alle Befehle können direkt oder als Programm gegeben werden, was die Vielseitigkeit beträchtlich erhöht.

Eine ganze Reihe weiterer ROM-PAC sind bereits angekündigt, werden aber vermutlich noch auf sich warten lassen, bis sich die Liefersituation für große ROM und EPROM gebessert hat. Versprochen sind unter anderem: ein anderes BASIC, APL, PILOT (vielleicht FORTRAN, COBOL und PASCAL wenn die Ãœbersetzer in 16 K unterzubringen sind – aber hier benötigt man zum sinnvollen Arbeiten ohnehin Disketten), diverse Spielprogramme usw.

Monitor

All das läuft auf dem Hintergrund eines leistungsfähigen Monitors ab, der 4 KBytes im ROM belegt und unmittelbar 14 Befehle bietet: von der Eingabe in den Speicher über Blockverschiebung und Speichertestrouiinen bis hin zur Möglichkeit, „Batch“-Programme zu erstellen. Das sind auf Band aufgenommene Befehlsfolgen, die später automatisch abgearbeitet werden. Insgesamt bietet der Monitor alles für den Einstieg von ganz unten her. Wer Lust hat, kann sich von da an alles selbst erarbeiten (falls ihm die 300 DM für eine Assembler- Kassette zu viel sind). Insgesamt braucht der Sorcerer etwa 8-KBytes-Speicher für sich, davon sind an PROM 4 KBytes für den Monitor, 1 KByte für ASCII-Zeichengenerator und an RAM 1 KByte für den Grafikzeichengenerator, 1920 Bytes Bildschirmspeicher und noch ein paar Dutzend Bytes für Verwaltungsaufgaben, die auch etwas vom Benutzerspeicher in Beschlag nehmen. Von oben her gesehen schließt sich an den Monitor der ROM-PAC-Bereich mit maximal 16 KBytes an, so dass noch 40 KBytes für RAM zur Verfügung stehen (Bild 10). Davon können maximal 32 KBytes intern mit dynamischen RAM bestückt werden. Neue Modelle sollen Platz für 48 K bieten (bei Verzicht auf etwas ROM-PAC-Kapazität!).

Interfaces

Und wenn man sich mit all diesen Möglichkeiten ein hübsches Programm gebastelt hat, so erhebt sich die Frage: Wohin damit? Beim Sorcerer kein Problem. Er bietet gleich mehrere Möglichkeiten zum Anschluss von Kassettenrekordern, sozusagen eine für Anfänger und eine für Fortgeschrittene. Die für Anfänger ist schnell ausgemacht: Man schließt über die beigelegten Spezialkabel den Mikrofoneingang des Rekorders an MIC und den Kopfhörerausgang an EAR an, folgt aufmerksam der (zur Zeit leider nur englischsprachigen) Bedienungsanleitung zum Einstellen der Rekorder und kann nun erstaunlich zuverlässig Programme speichern und wieder laden. Während des Tests traten Ladefehler nur bei extremer Falscheinstellung des Rekorders auf!

Die Möglichkeit für Fortgeschrittene verbirgt sich in der seriellen Schnittstelle. Dort sind einige Anschlüsse zum Betrieb von zwei Rekordern reserviert, wobei jeweils EAR, eine Motorsteuerung, MIC und AUX zur Verfügung stehen. Es geht noch weiter: Das Kassetteninterface arbeitet mit dem von Processor Technology entwickelten CUTS-Standard und bietet zwei Geschwindigkeiten an (vom Monitor aus umschaltbar): 1200 Bd (Standard) und 300 Bd (vorzugsweise zum Programmaustausch). Das letztere ist ein Kansas-City-Format, bei dem die Daten in 256 Bytes tiefen Blocks gespeichert werden. Das andere verkürzt die KC-Definition einfach um den Faktor 4. Interessant bei dem Ganzen ist, dass nahezu die ganze umfangreiche Processor Technology-Software mit dem Sorcerer geladen werden kann (das – gesondert erhältliche – „Technical Manual“ gibt einige Hinweise zur Anpassung der verschiedenen I/O-Routinen).

Für jede Bandaufnahme – gleich welcher Art – kann ein bis zu 5 Zeichen langer Name vergeben werden, dem der Monitor noch eine Gruppenkennung (Maschinen- oder BASIC-Programm) hinzufügt. Man kann damit eine Aufnahme selbsttätig suchen lassen (sowohl im Monitor durch „LO“, als auch in BASIC oder „CLOAD“.) Der Rechner meldet dabei alle Aufnahmen, die er vorfindet, lädt die gesuchte Aufnahme (falls vorhanden), meldet dies durch „LOADING“ und bringt zu guter Letzt Namen, Gruppe (das erscheint als Benutzergrafiksymbol), Anfangsadresse, Länge und Startadresse. Sollte irgendetwas schiefgehen, so meldet er „CRC ERROR“, stoppt das Band und erwartet weitere Befehle durch den Benutzer. Der Ladevorgang kann jederzeit durch CONTROL-C abgebrochen werden, nicht aber das Speichern eines Programms auf Band.

Ansonsten bietet das serielle Interface die üblichen RS-232C-Grundsignale (= V24-Grundschnittstelle). Daneben kann man über eine parallele Ausgabeschnittstelle unmittelbar einen CentronicsDrucker anschließen. Und wem das noch nicht reichen sollte, der kann auf den „Expansion Bus“ zurückgreifen. Hier werden über einen 50poligen Kartenstecker alle wichtigen S-100-Signale herausgeführt. Man braucht nur noch etwas Pufferlogik, und schon kann man ohne weitere Schwierigkeiten auf das größte Interfaceangebot zurückgreifen, das zur Zeit auf dem Markt zu haben ist. Exidy bietet dazu eine „Expansion Box“ mit 6 Steckplätzen und einem großzügig ausgelegten Netzteil an. (Man kann im übrigen bei Bedarf mehrere dieser Boxen als „daisy chain“ hintereinanderschalten.) Und wer bereits ein S-100System sein eigen nennt, kann über eine Adapterkarte mit diesem Kontakt aufnehmen und macht so – Hokuspokus aus zwei Geräten eines.

Für das Videointerface ist demnächst ein zum Sorcerer passender Monitor zu bekommen, in den – ohne zusätzliches Interface – auch zwei Diskettenlaufwerke (Minifloppies) eingebaut werden können.

Innenleben

Nach Lösen von fünf Schrauben (ein aufschlußreiches Detail am Rande: Es werden ganz solide Kreuzschlitzschrauben mit langem Gewinde verwendet, das voll in ein Formstück im Gehäuse eingreift) kann man den Deckel samt Tastatur abheben. Insgesamt findet man: eine große Hauptplatine, die den ganzen Boden ausfüllt und Z80-Prozessor (2-MHz-Version) mit Speicher samt Anpassung- und Verwaltungslogik trägt; darauf huckepack eine kleine Interfaceplatine mit Testanschlüssen; und schließlich im Dekkel die Tastaturplatine, die mit der Hauptplatine über eine 16adriges Kabel mit DIL-Stecker verbunden ist.

Dokumentation

Um es vorwegzunehmen: Eine nähere Information über den Z80-Prozessor oder die verwendeten Interfacebausteine findet man nirgends. Hier muss man sich schon an die Hersteller halten. Sonst gibt es aber einiges: Es werden zwei schöne, sauber gebundene Handbücher mitgeliefert, die so etwas wie eine erste Einführung in den Monitor und in BASIC bringen, halt etwas für den ersten Einstieg. Fortgeschrittene können zwei weitere Manuals erwerben, betitelt „Sorcerer Software Manual“ und „Sorcerer Technical Manual“, beide ungefähr 50 Seiten stark im DIN-A4-Format.

Das sind wahre Fundgruben. Das Software-Manual enthält außer einer Fülle von Hinweisen auch das komplette, gut dokumentierte Monitor-Listing, das andere beschäftigt sich eingehend mit Betriebs- und Hardwarefragen: Grundaufbau, Interfaces, Umgang mit dem Monitor, Servicehinweise usw. Nicht zu vergessen: Es enthält die kompletten Schaltpläne des Geräts. Man sollte die Zusatzausgaben (jeweils etwa 30 DM) nicht scheuen, wenn man vorhat, den Sorcerer auch wirklich auszunutzen.

Schwachstellen

Ehrlich gesagt, man muss ziemlich danach suchen. Und im Grunde findet man nur Kleinigkeiten: Schlampereien, wie die Tatsache, dass im Mustergerät die Hauptplatine schief eingebaut war, so dass man kaum noch an den Stecker des Parallelinterfaces kam, oder die Sache mit der „CLEAR“-Taste, die nicht hätte zu sein brauchen. Wirklich Schwerwiegendes war beim besten Willen nicht zu finden.

Natürlich bleiben auch hier Wünsche offen, wie z.B. nach echter X/Y-Grafikerweiterung im Gerät oder gar Farbmöglichkeiten, das BASIC sollte besser angepasst sein, und – nicht zuletzt – wäre eine deutsche Ausgabe aller (!) Handbücher unabdingbar.

Hinsichtlich verfügbarer Software jedoch dürfte sich bald Entscheidendes tun: Exidy hat gerade einen großen BASIC-Wettbewerb abgeschlossen, andere Firmen sind bereits mit Tonbandkassetten auf dem Markt – und dann hat man ja auch noch die wichtigste Grundsoftware in ROM-Kassetten, die bei anderen den halben RAM-Bereich auffrißt.

Gut, der Sorcerer ist nicht der Allerbilligste. Bezieht man aber seinen grundsoliden Aufbau und seine Möglichkeiten mit ein, so ist es einer der preiswertesten Heimcomputer, die derzeit auf dem Markt sind. Von daher gesehen hat er alles, um sich auf breiter Front durchsetzen zu können, denn – nicht zu vergessen – er ist einfach zauberhaft…

CHIP-Wertung:

Gut:

Tastatur ROM-PACs Grafikmöglichkeiten Kassetteninterface

Schlecht:

– keine Z-80-Dokumentation Handbücher müssen separat erworben werden
– noch keine Erweiterungen (z.B. Floppies) erhältlich