Commodore

17 Millionen C64 weltweit…

Die Entwicklung des AMIGA

Commodore Amiga 1000Commodore ist zwar ein Aktienunternehmen, aber Jack Tramiel führt Commodore wie ein Familienunternehmen. Er ist recht skrupellos: Wer nicht mit ihm übereinstimmt, fliegt aus der Firma. Als er 1983 seine Söhne in die Firmenleitung einbeziehen will, regt sich heftiger Widerstand im Aufsichtsrat. Am 13.1.1984 verliert er selbst seinen Job als Präsident und verlässt Commodore. Das Management geht über an Irving Gould, der aber nicht annähernd ein so gerissener Geschäftsmann wie Tramiel ist. So holt Irving Gould vom Thyssen-Bornemisza Konzern (auf den niederländischen Antillen) Marshall F.Smith in das Unternehmen, um Tramiel zu ersetzen.

Inzwischen kaufte Jack Tramiel am 2. Juli 1984 die angeschlagene Computerfirma Atari von Time Warner und räumt dort mit seiner Art eine Firma zu führen schnell auf.Commodore hingegen braucht jetzt einen neuen Rechner, da der C64 und C128 nicht mehr zeitgemäß sind. 1982 hatte aber eine kleine Firma mit Namen Amiga Inc damit begonnen eine Videospielkonsole auf Basis des Motorola 68000 zu entwickeln.

Rückblende ins Jahr 1982: Jay Miner, der Entwickler der Grafik- und Soundchips der Atari-Computer, ist zu diesem Zeitpunkt bei einem Chiphersteller angestellt und entwickelt dort Bausteine für Herzschrittmacher. Dort wird er von Larry Kaplan, ein ehemaliger Kollege aus seiner Zeit bei Atari, überredet ein eigenes Unternehmen zu gründen. Zusammen mit David Morse (Manager bei Tonka Toys) und einigen andere Investoren wird Hi Toro gegründet. Ziel ist es ein neues Videospiel zu entwickeln, aber schon nach kurzer Zeit zeigt sich, dass der Name sehr unglücklich gewählt war. So wird das Unternehmen in Amiga umbenannt. Die Entwicklung Jay Miner verlief aber recht chaotisch: Die Investoren wollten ein revolutionäres Videospiel, die Entwickler einen richtigen Computer. Man entwarf also einen Computer, der wie ein Videospiel aussah. Carl Sassenrath bekommt die Aufgabe die Entwicklung des Betriebssystems zu leiten; Dale Luck und R.J.Mical sind für die Systemsoftware zuständig, Dave Dean für den I/O-Chip Denise und Ron Nicholsen für den Blitter-Chip. Als der Videospielemarkt 1983 schließlich zusammenbricht, hat man bei Amiga einen fast fertigen Computer und kann so mit der Entwicklung fortfahren, allerdings muss sich Amiga beeilen, da den Investoren so langsam das Geld ausging. Auf der CES 1984 wird der noch nicht fertige Rechner vorgeführt.

Leider kann man keine neuen Investoren gewinnen, Geld in das Projekt zu stecken und so hat Amiga Inc schließlich finanzielle Probleme. Von Atari werden schließlich 500.000 USD zur Verfügung gestellt, die später mit den Lizenzgebühren für einige Chips verrechnet werden sollen. Kurz drauf schlägt Jack Tramiel zu: In seinen Verhandlungen drückt er den Preis pro Aktie bis auf 1 USD herunter, weiß er doch, dass das kleine Unternehmen den Kredit von 500.000 USD nicht rechtzeitig zurückzahlen kann. Bevor aber Atari das Unternehmen übernehmen kann, wendet sich das Blatt. David Morse (derzeit Finanzmanager bei Amiga) schafft es bei Commodore über 4 USD pro Aktie zu bekommen. Mit dem neuen Kapital kann der Computer nun endlich fertiggestellt werden und Commodore besitzt einen Computer der die 8Bit-Rechner kurzfristig ablösen kann.

Es ist aber nicht so einfach, diesen neuen Rechner fertigzustellen. Commodore strich viele Eigenschaften, die Jay Miner gerne in seinem Rechner eingebaut hätte, wie ein Steckplatz für Spielmodule, ein Anschluss für eine Laserdisk und ein 300bps Modem. Auf der CES 1985 ist der Amiga immer noch nicht lieferbar, dafür aber der Atari-ST. Was noch fehlt ist die Systemsoftware. So wird kurzerhand Tim King von Metacomco angeheuert, der bereits ein 16Bit-Betriebssystem während seiner Studienzeit entwickelt hatte und dieses nun an die Workbench und die CLI anpassen soll. Allerdings wird die Anpassung ohne das Mitwirken der Hardware-Entwickler durchgeführt, die nun abermals ihre Grafik-API ändern müssen. Da das Betriebssystem schnell erhältlich sein soll, die Zeit aber nicht ausreicht ein stabiles System zu entwickeln, entschließt man sich, nur ein Boot-ROM in den Rechner einzubauen und das OS von Diskette nachzuladen.

Der AMIGA 1000

Commodore Amiga 1000Der neue Rechner, der Amiga 1000, wird am 23.7.85 auf einer eigenen Veranstaltung im Lincoln Center in New York vorgestellt. Der Amiga ist nicht kompatibel mit den alten Systemen. Er verfügen über einen Motorola 68000 (wie auch der Mac und der ST). Der Amiga ist voll auf Grafik und Sound ausgerichtet und verfügt über ein Multitasking-Betriebssystem (hierbei ist er zwar nicht der erste, einige andere Rechner bieten schon längere Zeit kooperatives Multitasking, derartige Sound- und Grafikfähigkeiten sind aber bei keinem anderen Heimcomputer vorhanden). Die Farbpalette umfasst 4096 Farben und der Amiga besitzt zusätzlich eine eingebaute Sprachsynthese und vierstimmigen 8Bit-Stereo-Digitalsound.

Eine ausgesprochene Besonderheit des Amiga 1000 ist, dass er über 18 DMA-Kanäle verfügt, die parallel zur CPU von Custom Chips abgearbeitet werden. Dieses bringt zusätzliche Rechenleistung im Vergleich zu anderen Systemen. Er wird standardmäßig mit 256 KByte RAM ausgeliefert. Allerdings ist er mit einem Preis von 7000,- DM nicht gerade billig. Bei der Markteinführung in Deutschland 1986 ist dieser aber schon auf „nur“ 4995,- DM gefallen.Der Amiga ROM Kernel, der beim Amiga 1000 noch von Diskette nachgeladen wird, ist ein 32-bittiges, echtzeitfähiges und preemptives Multitasking-Betriebssystem mit grafischer Oberfläche (auch „Intuition“ genannt). Dieser Teil des Betriebssystems ist schon bereits 1984 größtenteils fertiggestellt (R.J. Mical betreut die Weiterentwicklung des Betriebssystems bis zur Version 1.3). Allein das AmigaDOS fehlt noch und so wird Tim King von MetaComCo damit beauftragt diese Komponente zu entwickeln. Ursprünglich wollen die Amiga-Entwickler ein System namens CAOS ausliefern, das aber nicht mehr rechtzeitig fertig wird. Tim King nimmt das portable Minicomputer-Betriebssystem TRIPOS, das für verschiedene Plattformen existiert und von Martin Richards an der Cambridge-Universität in England entwickelt wurde, und entwickelt daraus die noch fehlende AmigaDOS-Komponente.

Der Bootvorgang beim Amiga 1000 ist wie folgt:

  1. beim ersten Einschalten fragt der Amiga 1000 nach der Kickstart-Diskette. Von dieser wird der AmigaOS-ROM-Kernel geladen und in einer 192 KByte WOM-Bank gespeichert. Dieses wird von einem 64 KByte großen ROM erledigt. Danach wird der Speicher schreibgeschützt.
  2. bei jedem Neustart des Systems fragt der Amiga 1000 nach einer Workbench-Diskette. Der Boot-Block macht nichts anderes, als die „dos.library“ im ROM zu initialisieren. Diese mountet die Diskette und arbeitet das Start-Skript ab (in „s/startup-sequence“). Da „intuition.library“ und „graphics.library“ im ROM liegen, kann man durchaus Programme schreiben, die die „dos.library“ nicht verwenden, d.h. der Amiga kann auch ohne AmigaDOS in die grafische Oberfläche booten. Dieses Konzept wird auch in allen späteren Amiga beibehalten.

Da TRIPOS in der Programmiersprache BCPL geschrieben ist, klagen einige Entwickler darüber, dass Zeiger in den Speicher immer umgerechnen werden müssen, wenn AmigaDOS verwendet wird. Commodore entscheidet daher, für die Version 2.0 des Betriebssystems AmigaDOS in C neu zu entwickeln.

Wie für andere Rechner in dieser Zeit auch, gibt es auch für den Amiga 1000 eine Zusatzhardware um DOS-Programme ausführen zu lassen. Mit der Amiga 1000 SideCar, einer externen PC-Karte, ist es möglich eine MS-DOS Emulation laufen zu lassen und sogar PC-Hardware zu verwenden.

1986 ist der Amiga schon fast am Ende. Die erwarteten Verkaufszahlen erfüllen sich nicht und der Amiga nimmt eine Nischenposition in Videostudios und als etwas zu teurere Spielkonsole für zu Hause ein. März 1986 tritt Thomas J. Rattigan an die Stelle von Smith. Er soll Commodore wieder in die Gewinnzone bringen, was ihm auch bis Anfang 1987 gelingt. Es werden zwei Produktlinien eingeführt: Eine professionelle und eine für den Heimbereich.

Der AMIGA 2000/500 und weitere Modelle

Commodore Amiga 500Auf der CES 1987 wird der A2000 als Profi-Rechner und der A500 als Heimrechner vorgestellt. Der A2000 ist mit seinen Expansionsslots gut erweiterbar und verfügt auch über mehr Speicher (1 bis 2MByte). Der A500 ist eine kompakte Ausgabe des A2000 mit dem Rechner im Tastaturgehäuse und sogar relativ erfolgreich.

Commodore Amiga 600Ab 1990 folgen der A2500, A600 und A600HD (der 600HD verfügt über eine eingebaute Harddisk), die aber keine echten Neuerungen bieten.Die Amiga 2000, 3000 und 4000 verfügen alle über einen sogenannten „Zorro-Bus“, mit dem es möglich ist PC-Steckkarten zu verwenden. Dazu benötigt man lediglich ein „Bridgeboard“ mit x86-Prozessor, das den Amiga-Bus und den ISA-Bus verbindet, sowie natürlich die entsprechenden Treiber. Schon mit dem A2000 ist es daher relativ einfach möglich, z.B. PC-Festplatten einzubinden. Später beim Amiga 3000 und Amiga 4000 ist das aufgrund des SCSI-2 bzw. IDE-Busses sowieso kein Problem mehr.

Durch die Emulation kann der Anwender jedoch oft auf die teure Anschaffung eines zusätzliches PCs verzichten. Aber auch andere Emulationen, wie die eines Apple Mac, der 1987 noch denselben Prozessor (einen Motorola M68000) einsetzt, ist sehr beliebt: Dazu benötigt man nur die entsprechende Emulatorsoftware (wie z.B. ShapeShifter) und die Mac-ROM-Images. Sehr beliebt ist die Kombination Amiga / Mac-Emulator schon deshalb, weil ein Mac teurer als der Amiga ist und weniger Hardware unterstützt. Mit dem Amiga ist es z.B. kein Problem, unter MacOS beliebige Drucker zu verwenden. Das MacOS läuft entweder in einem Fenster oder auf einem eigenen Bildschirm.

Commodore Amiga CDTVErst nachdem Irving Gould mit Harry Copperfield einen weiteren Topmanager einstellt, bringt Commodore wieder neues auf dem Markt (darunter auch vieles was seine Vorgänger schon gestoppt hatten). 1991 bringt Commodore eine Videospielkonsolen heraus, die CDTV. Technisch handelt es sich aber um einen A500 mit 1MByte RAM und einem CD-ROM Laufwerk, das man sogar zu einem „echten“ Amiga aufrüsten kann. Allerdigs liegt der Preis für die Komponenten dabei viel zu hoch.

Commodore Amiga 12001990 erscheint auch noch das stark erweiterte Modell A3000 mit einem 68030 mit 16/25MHz. Als Besonderheit verfügt er über zusätzliche VGA-Grafikmodi und eine SCSI-2 Schnittstelle. Knapp zwei Jahre später, im Spätsommer 1992, gibt es nochmals zwei neue Amigas: Den Amiga 1200 und den verbesserten Amiga 4000. Der A4000 verfügt über einen komplett neuen Grafikchipsatz, der höhere Auflösungen und Farbtiefen erlaubt. Auch diesen Rechner kann man wieder erweitern. Er verfügt über die IDE-Schnittstelle, die auch in PCs Verwendung findet, als Festplattenanschluss. Im ganzen gehört der A4000 zu den besten Multimedia-Rechnern auf dem Markt.

Commodore Amiga CD32Die schlechten Verkaufzahlen des A600 (im Prinzip ein einfacherer A500) und die Neuentwicklung A1200/4000 greifen Commodores Finanzen stark an. So versucht man 1993 mit der CD32 auf dem Videospielemarkt, auf dem sich u.a. Nintendo und 3DO tummeln, Marktanteile zu bekommen. Die CD32 ist technisch gesehen ein A1200 mit CD-ROM Laufwerk und kann, wie schon zuvor die CDTV, zu einem richtigen Computer aufgerüstet werden. Zwar ist die CD32 recht erfolgreich, aber Commodore gerät immer weiter in die roten Zahlen.Die Amiga-Rechner sind sehr populär bei einer kleinen Anzahl von Anwendern, wie z.B. der Unterhaltungsindustrie: Hier kann der Amiga seine grafischen Fähigkeiten ausspielen. Aber auch NewTeks Video Toaster, ein simples Genlock-Interface, ist sehr beliebt.

Der Amiga kann zwar von Haus aus Computerbild und Videodaten mischen, da er ein echtes PAL/NTSC-Signal liefert und einen Video-Eingang besitzt. Deshalb sind Genlock-Interfaces (zur Mischung von Videosignalen) sehr einfach realisierbar. Mit NewTek’s Software und Lightwave 3D (einem 3D-Softwarepaket) kann man jedoch auch Netzwerk-Rendering realisieren. Zum Beispiel werden sämtliche Unterwasser-Animationen in der TV-Serie Seaquest DSV mit einem Netzwerk aus 70 Amiga-Computern berechnet. Schaut man sich Fernsehserien oder Filme aus den 80ern und den frühen 90ern an, so sieht man im Abspann oft den Namen NewTek.

Seit 1984 hat Commodore Probleme mit dem Marketing. Die vergleichsweise geringe Anzahl von Anwendern hilft nicht dabei das Unternehmen zu sanieren und das schlechte Management und Werbung erledigt den Rest… Das Ende von Commodore beginnt 1993 und im Mai 1994 ist schließlich auch die letzte Tür geschlossen.

Die Absatzzahlen des Amiga in Deutschland bis Ende 1993, herausgegeben von der Marketing-Abteilung Commodore Frankfurt verdeutlichen die Absatzprobleme: An den Erfolg des Amiga 500 reicht kein Nachfolgemodell mehr heran.

 Computer Stückzahl Verkaufsstart
Amiga 1000 27.500 1.09.1985
Amiga 500 1.081.000 1.10.1987
Amiga 2000 124.500 1.03.1987
Amiga 500+ 79.500 1.12.1991
Amiga 600 193.000 1.03.1992
Amiga 2500 ? 1990
Amiga CDTV 25.800 1.03.1991
Amiga 3000 8.300 1.06.1990
Amiga 3000T ca. 3 – 5.000 1995
Amiga 3000T-040 ca. 80  1995
Amiga 1200 95.500 1.10.1992
Amiga 4000/030 7.500 1.04.1993
Amiga 4000/040 3.800 1.10.1992
Amiga CD32 25.000 1.09.1993

Der AMIGA als Grafikworkstation und Soundmaschine

Game: AgonySchon seitdem der Amiga auf den Markt ist, ist er als Grafikworkstation sehr beliebt. Es gibt jede Menge 2D- und 3D-Grafikprogramme, sowie Video-Software. Viele Programme wie Lightwave 3D, Maya und andere sind auf dem Amiga entstanden. Programme wie Deluxe Paint I-IV sorgen mit ihrer leichten Bedienung dafür, dass Computergrafiker den Amiga bevorzugt einsetzen. Durch die Möglichkeiten des Speicherausbaus bis auf 16 MByte (A1000/2000/500/600 mit MC68000) bzw. bis auf 2 GByte (A3000, A4000 oder ältere Systeme mit CPU-Karten) ist der Amiga lange Zeit für die Grafikbearbeitung ideal (nicht selten trifft man bereits Anfang der 90er auf Amiga mit 256 MByte oder mehr; auf dem PC ist das derzeit eine technische Unmöglichkeit). Daher wird der Amiga oft als „Billig“-Ersatz für SGI-Workstations angesehen. In der Tat ist ein als Grafikworkstation aufgerüsteter Amiga sehr viel billiger als die billigste SGI-Workstation. Durch die umfangreiche Grafiksoftware, die es für den Amiga gibt, sind die Anwendungsmöglichkeiten fast unbegrenzt.

Programme wie Aegis Sonix und Soundtracker eröffnen für Computer-Benutzer neue Audio-Welten. Mit Sound-Samples und MIDI ist es bereits möglich sehr gut Musik zu machen. Zahlreiche Techno-Stücke erscheinen zu diesem Zeitpunkt. Möglicherweise beginnt sogar mit Karsten Obarskis „Soundtracker“ und dem Amiga der Siegeszug der Techno-Musik. Soundtracker“ ist wahrscheinlich das erste Programm auf Desktop-Computern, welches das Feeling professioneller Musik-Workstations auf den Desktop bringt. Noten werden ganz einfach in Tabellenform eingegeben, und es ist möglich eigene Klänge aufzunehmen und zu verwenden. Außerdem unterstützt Soundtracker zahlreiche Effekte. Aegis Sonix verwendet ein vereinfachtes Notensystem, hat MIDI-Support und einen eingebauten Synthesizer, mit dem man erstaunliche Klänge produzieren kann. Auch wenn der Amiga in Sachen MIDI-Software hinter dem Atari ST zurückbleibt, so verbreitet er sich dennoch in Computermusiker-Kreisen recht gut.

Das Leben nach dem Tod… Der Amiga.

Amiga 4000 TowerObgleich Commodore nicht mehr existiert, wird alles, was Commodore ausmacht, weiter verkauft. Im Mai 1995 kauft die ESCOM AG Amiga Technologies. ESCOM Der vorerst letzte Amiga ist ein Amiga 4000T im Tower, der von ESCOM herausgebracht wird, aber noch von Commodore entwickelt wurde. Weniger als zwei Jahre später ist ESCOM bankrott und die Zukunft des Amiga ist wieder einmal in der Schwebe.

Nach einem erfolglosen Gebot von Viscorp, trifft am 27. März 1997 ein überraschendes Angebot des US Computer-Giganten Gateway 2000 ein. Das Abgebot wird akzeptiert und im Mai bekommt Amiga Technologies einen neuen Eigentümer, der auch die Rechte an den 8Bit-Computern erwirbt. Die Markenrechte an Commodore und das Commodore-Logo (C=) werden von Tulip Computers NV, einem niederländischen Computerfabrikant, gekauft. Der bisherige Sitz von AMIGA Technologies in Bensheim wird aufgelöst und nach Langen (Nähe des Frankfurter Flughafens) verlegt. AMIGA Technologies wird zudem in AMIGA International ungenannt.

Im Laufe der nächsten zwei Jahre versuchen einige Firmen aus der Amiga-Gemeinde das Come-Back des Amiga vorzubereiten. Ende 1997 stellt die Firma DCE zwei neue Amiga Modelle vor: Amiga 5000 und Amiga 6000. Diese sollen die Nachfolge des Amiga 4000T antreten. Beide Rechner sind renoviert worden, so hat der Amiga 5000 nun eine 68030 CPU mit 50 Mhz und bis 64 MByte RAM, der Amiga 6000 eine 68060 CPU und 128 MByte RAM.

So wurde Ende 1998 in Köln ein neuen Partner von Amiga International vorgestellt: QNX. QNX soll mit seinem gleichnamigen OS das in die Jahre gekommenen AmigaOS ersetzen. Aber auch von Amiga Inc. gab es neues zu berichten: Bis Ende 1999 sollte ein neuer Amiga entwickelt werden, der nicht mehr kompatibel zu den bisherigen ist. Anfang 1999 wird die Firma erneut umstrukturiert und Jim Collas, der bis dahin Vizepräsident bei Gateway war, wird neuer Präsident bei Amiga International. Für das neue Betriebssystem das Ende 1999 erscheinen soll wurde zwar zuvor bekanntgegeben, dass man nun mit QNX zusammenarbeite und QNX das Betriebssystem schreiben solle, aber durch Jim Collas wird nun auch das AmigaOS 3.5 endlich weiterentwickelt (durch Haage&Partner).

Amiga MCCDas Design des neuen Amiga MCC ist erstmals auf der World of Amiga 1999 zu sehen. Und im Oktober wird endlich das Betriebssystem OS 3.5 ausgeliefert. Ende 1999 verlässt Jim Collas Amiga Inc. und an seine Stelle tritt nun Tom Schmidt. Mit dem Ausscheiden von Jim Collas werden auch alle Pläne für einen neuen Amiga auf Eis gelegt! Amiga Inc. soll ab sofort nur noch Software entwickeln, aber keine neue Hardware mehr.

Anfang 2000 gibt es wieder einen neuen Eigentümer: Gateway verkauft Amiga Inc. an die Firma Amino, die von zwei ehemaligen Amiga Mitarbeitern gegründet wurde: Fleecy Moss und Bill McEwen. Amino ist nun Inhaber aller Warenzeichen und des kompletten Inventars von Amiga Inc. Schon kurz nach Kauf von Amiga Inc. benennen sie die Amino Dev. Corp. in Amiga Corp. um. Für Ende 2000 wird abermals ein neuer Amiga angekündigt, der diesmal auf den AMD K6-2 aufbauen soll. Auf der einzigen Amiga Messe in Deutschland im Dezember 2000 ist aber von diesem noch nichts zu sehen, dafür hat das OS 3.9 seinen Verkaufsstart.

Im März 2002 kündigt Eyetech den AmigaOneG3-SE an und liefert erste Geräte auf Basis des Teron Referenz-Designs für PowerPC-Mainboards an Entwickler und Handelspartner aus. Zwei Monate später soll die Massenproduktion starten, doch durch Änderungen am Boot-Code der ursprünglichen Firmware durch einen angepassten PPC-Boot-Code, verschiebt sich die Markteinführung bis Dezember 2002. Zudem werden einige weitere Hardwareprobleme beseitigt.

Vom AmigaOne existieren mehrere Varianten: AmigaOneSE (G3 fest, 600 MHz, ATX), AmigaOneXE (G3/G4 austauschbar, 800 MHz bis 1,1 GHz, ATX), AmigaOneXC (G3/G4 austauschbar, Micro-ATX), µA1 oder „Micro-AmigaOne“ (G3/G4 austauschbar, 800 MHz bis 1,1 GHz, Mini-ITX). Mitte 2004 ist auch das zugehörige Betriebssystem, AmigaOS 4, (als Entwicklerversion) verfügbar, welches auf die gängigen PowerPC-Prozessoren für PCs angepasst wurde und von der belgischen Firma Hyperion Entertainment entwickelt wird.

Das Leben nach dem Tod… Der C64.

Commodore One2002 gibt es wieder etwas neues vom C64 zu berichten. Die Amerikanerin Jeri Ellsworth entwickelt einen C64 Nachfolger und stellt diesen im Januar 2003 als Commodore One vor. Ursprünglich sollte der Commodore One ein reiner C64 Nachfolger mit modernerer Hardware werden, im Laufe der Entwicklung wird er aber zu einem „rekonfigurierbaren Computer“, d.h. er ist nicht nur ein C64, sondern kann ebenso ein VIC-20, plus/4, TI-99/4a, Atari 2600, Atari 400/800, Sinclair Spectrum, ZX81, Schneider CPC oder ein beliebiger anderer Computer sein.Commodore One Das Kunststück wird mit Hilfe von zwei FPGAs (field programmable gate arrays; feldprogrammierbare Logikbausteine) erbracht.

Wird der Rechner eingeschaltet, werden die FPGAs so programmiert (die Konfiguration kann von Harddisk, Diskette oder Flash-Speicher geladen werden), dass sie die speziellen Logikbausteine des Originals nachbilden. Die viel zu komplexe CPU kann so leider nicht nachgebildet werden – sie muss noch per Steckkarte auf das Board gesteckt werden. Das ganze hat aber auch seinen Preis: EUR 249,- soll das Board kosten, das bei der Aachener Firma Individual Computers produziert wird. Für ein lauffähiges System benötigt der Anwender noch ein ATX Gehäuse mit Netzteil, Laufwerke, Tastatur, Maus und Monitor.

Contiki Desktop EnvironmentThe Final Ethernet - C64 Ethernet CartridgeMit dem Contiki Desktop Environment wird 2003 eine kostenlose Internet-Umgebung für den Commodore C64 entwickelt. Zu der Umgebung gehören: TCP/IP-Stack, Webbrowser, Webserver, Telnet-Client und ein GUI-Toolkit. Das ganze System liegt in einer nur 42kB großen Datei vor und passt somit gerade in den Hauptspeicher des C64. Da der C64 ohne Festplatte auskommen muss, läuft die gesamte Umgebung sogar im Hauptspeicher ab und benötigt keinen externen Platten-Cache. Damit man aber auch mit dem C64 surfen kann, muss dieser an das Internet angebunden werden. Mit Hilfe eines Cartridges, das als Ethernet-Adapter funktioniert, lässt sich der C64 in ein LAN hängen.

Tulip - C64 Direct-to-TVIm Dezember 2004 verkauft Tulip Computers NV alle Rechte an der Nutzung der Marke Commodore (einschließlich der gegenwärtigen Produktpalette und Partnerschaften) an Yeahronimo Media Ventures Inc. mit Sitz in Beverly Hills für 24 Millionen Euro. Das noch recht junge Unternehmen Yeahronimo Media Ventures vertreibt seit Juli 2004 digitale Musikdateien und möchte unter der Marke Commodore Entertainment-Produkte vermarkten. Seit November 2004 wird in den USA die Spielkonsole C64 Direct-to-TV verkauft, auf der 30 Spiele im Stil des ursprünglichen C64 bereits installiert sind.

Danksagungen & Links
Einige Bilder und Informationen stammten aus folgenden Quellen:

Bilder: Amiga 500 (Wikipedia, CC BY-SA, Bill Bertram), Amiga 600 (Wikipedia, PD, Alexander Jones), Amiga 1000 (Wikipedia, CC BY-SA, Ubcule), Amiga 1200 (Wikipedia, CC BY-SA, Boffy B), Amiga CD32 (Wikipedia, CC BY-SA, Bilby)

Vielen Dank an Ekkehard Morgenstern für seine Ergänzungen zum Amiga 1000 Betriebssystem und für seine Hinweise zum AmigaOne.